Marie und Tilla arbeiten beim Verein UP und engagieren sich von Herzen für das Thema Genügsamkeit. Ich habe die beiden Vorbilder des Amts für Umwelt und Energie getroffen und sie zu ihrem Engagement und dem aktuellen Stand bei UP (Umweltplattform.ch) befragt.
Das Engagement von Marie und Tilla bei UP
Was beinhaltet das Projekt UP?
Zum einen organisieren wir von UP in verschiedenen Städten der Schweiz Pop-UP Events, die wir “Fun and Action Events” nennen. Das sind kurze, lustige, spannende und innovative Events zum Thema Nachhaltigkeit. Insbesondere widmen wir uns dabei dem Thema Genügsamkeit bzw. Suffizienz. Diese veranstalten wir, um möglichst viele Menschen für diesen Lebensstil zu begeistern und sie zum Nachdenken anzuregen, ohne aufdringlich zu sein oder ständig von Verzicht zu sprechen.
In kleineren Städten unterstützen wir auch Projekte der lokalen Bevölkerung zum Thema Nachhaltigkeit, das nennen wir Co-Creation. Wir helfen dann dabei, die Projekt-Ideen konkret umzusetzen, indem wir interessierte, motivierte Menschen zusammenbringen, sowie unser Know-How und unser Netzwerk zur Verfügung stellen. Diese Projekte fördern im Idealfall auch einen suffizienten Lebensstil in der lokalen Community. Wir sind aber sind natürlich auch anderen Nachhaltigkeitsthemen gegenüber offen, denn es ist uns wichtig, dass die Projekte von der lokalen Bevölkerung getragen werden.
In welchen Städten seid ihr mit euren Events tätig?
Wir sind in zwei grösseren und vier kleinen Städten unterwegs. Die beiden grösseren sind Basel und Zürich. Zu den kleineren Städten gehören Solothurn, Locarno und La Chaux-de-Fonds. In Davos waren wir auch lange aktiv.
Neben unseren fun&action Events zur Genügsamkeit unterstützen wir in den Grossstädten Projekte, die sonst kaum Unterstützung erhalten. In den kleineren Städten liegt der Fokus eher auf den Aufbau von konkreten lokalen Projekten.
Wer steckt hinter UP?
Wir sind ein Team aus 6 Frauen. Eine Koordinatorin, eine Kommunikationsverantwortliche und in jeder Region jeweils eine Eventmanagerin. Wir können aber unsere Events und Projektunterstützung nicht ohne die vielen Freiwilligen von UP auf die Beine stellen. Pro Stadt sind das von ca. 5-10 Personen, die sehr aktiv freiwillig mithelfen.
Wie lange besteht das Engagement?
Tilla und ich sind in Teilzeit bei UP angestellt. Tilla ist seit Februar 2018 als Eventmanagerin für Basel dabei und ich, Marie, bin als Kommunikationsverantwortliche seit Mai 2017 dabei.
Die Plattform UP gibt es seit dem Frühling 2016 und war zu Beginn ein Projekt der Umweltallianz, welches auch durch die Organisationen der Umweltallianz finanziert wurde. Seit 2018 finanzieren wir uns aus anderen Quellen von nationalen und lokalen Stiftungen und Ämter.
Wie kam es zum Engagement?
Uns beiden ist es wichtig, dass wir beruflich etwas machen, wohinter wir stehen können. Etwas mit Sinn. Der Umweltschutz liegt uns sehr am Herzen und auf der Suche nach einem Job in diesem Bereich und einer Organisation hinter der wir stehen können, sind wir beide, unabhängig, auf eine Stellenausschreibung von UP gestossen, haben uns beworben und glücklicherweise dürfen wir jetzt für UP arbeiten.
Heutige Situation
Wie läuft es heute mit dem Projekt?
Es läuft generell gut bei UP. Wir werden uns allerdings für nächstes Jahr an die Überarbeitung unserer Strategie setzen, um den Fokus von UP in Basel und Zürich wieder etwas klarer fassen zu können und unsere Energie zu bündeln, um unser wichtigstes Bestreben, nämlich Menschen für einen genügsamen Lebensstil zu begeistern, umsetzen zu können.
Wie hat sich das Projekt im Laufe der Zeit verändert?
Was wir im Laufe der Zeit gemerkt haben ist, dass der Prozess neue gute Ideen, für zum Beispiel Events, zu generieren viel Energie kostet und wir schon umgesetzte gute Ideen, die funktioniert haben, auch weiter verwenden könnten. Hier wird sich in Zukunft wahrscheinlich auch an der Ideen-Effizienz etwas ändern. Dadurch lässt sich auch die Wirkung unserer Events verstärken, was wiederum auf unser Ziel einzahlt.
Gab es in der Zwischenzeit Durchbrüche, Erfolge?
Ein Erfolg der nicht lange zurückliegt, ist das Oster-Eier-Event von Anfang Dezember. Wir haben uns auf der mittleren Brücke in Basel als Osterhasen verkleidet und mit spielerischer Konsum-Kritik die Passanten auf Eier-Suche geschickt. Die Eier enthielten Zeitgeschenke. Solche ein Zeitgeschenk konnten die Passanten dann auch aufschreiben und ihren Liebsten schenken. Ganz im Sinne der Genügsamkeit. Die Aktion war ein toller Erfolg, da wir im Zentrum des Konsums viele Menschen erreicht haben, die sich mit dem Thema Genügsamkeit sonst nicht auseinandersetzen. Die Aktion kam gut an und es haben viele Leute mitgemacht.
Wir schaffen es immer wieder mit solchen Events den Leuten bewusst zu machen, was Genügsamkeit im positiven Sinn bedeuten kann, ohne belehrend zu sein.
Legende: An unserem letzten Event in Basel haben Passanten an einer lustigen Ostereiersuche mitgemacht und Zeitgeschenke an ihre liebsten geschenkt. Somit haben wir sie auf positiver Weise auf das Thema Überkonsum während der Weihnachtszeit aufmerksam gemacht.
Gab es auch Herausforderungen und Rückschläge?
Bei UP hängt, wie bei anderen Organisationen, die auf Freiwilligenarbeit aufgebaut sind, viel von einzelnen Menschen und ihrem Netzwerk ab. Verlässt eine Person, die eine stärkere Beziehung zu den lokalen Freiwilligen hat, die Organisation, kann es gut sein, dass viele Freiwillige abspringen. Das kann man nicht verhindern und man muss dann stark an den neuen Beziehungen arbeiten. Das ist immer wieder eine Herausforderung. Der Vorteil bei uns ist aber, dass wir kaum Verpflichtungen von den Freiwilligen einfordern, um sie nicht zu sehr zu belasten. Damit fahren wir sehr gut.
Wir haben auch gemerkt, dass man als Eventmanager/-in die Stadt in der man tätig ist, kennen muss und wissen muss, was die Stadt oder die Region benötigt.
Engagement als Beruf(-ung)
Beschäftigung des Vorbilds neben dem Engagement
Wir sind beide in Teilzeit angestellt bei UP. Daher sind wir in der angenehmen Position, dass wir neben der Anstellung bei UP auch noch Zeit für andere Aktivitäten und anderes Engagement haben.
Wie lässt sich das Engagement in das Leben integrieren?
Es ist eine Entscheidung, die wir getroffen haben. Eine Entscheidung sich für Dinge einzusetzen oder für etwas zu arbeiten, hinter dem wir stehen und was für uns sinnvoll ist. Das Geld, also der monetäre Lohn, spielt eine klar nachgelagerte Rolle. Es kommt also auf das eigene Wertesystem an. Will man sich effektiv und langfristig engagieren, muss man sich die Frage stellen: Ist mir soziales Engagement bzw. der Einsatz für den Umweltschutz wichtiger als langfristig nach monetärem Reichtum zu streben? Es kommt darauf an, was einem wirklich etwas wert ist.
Nachfrage Veranstaltungen des Vorbilds
Wir haben am 12. Dezember eine Food-Waste-Party in einem Vegi-Restaurant in Locarno veranstaltet. Dort haben wir mit “gerettetem” Gemüse eine Suppe für alle gekocht. Am 13. Dezember haben wir unseren ersten Event in Solothurn umgesetzt. Wir haben an einem Stand am Weihnachtsmarkt das Thema Zeitgeschenke vorgestellt und Workshops organisiert. Weitere Veranstaltungen finden Interessierte auf unserer Website oder auch auf der facebook Seite von UP.