Green & Fair Fashion – KimiB.Good #9

Mit Nachhaltigkeits-Beraterin Claudia Staub habe ich im Podcast über die Lieferketten der Textilindustrie gesprochen. Aber was steckt nun alles in unserer Kleidung drin?

1500 Franken geben wir durchschnittlich im Jahr in der Schweiz für unsere zweite Haut aus. Das sind ca. 15 Kilogramm und entspricht ca. acht Hemden, einem Wintermantel, einer Jacke, fünf Hosen, sechs T-Shirts, vier Pullovern, zehn Paar Socken, zehn Unterwäschegarnituren und einem Abendkleid. Doch wissen wir eigentlich was hinter unseren Kleidungsstücken steckt?

Das steckt in meinem T-Shirt

  1. Baumwollanbau: Rund 2000 Liter Wasser verbraucht die Herstellung eines T-Shirts (eine Jeans braucht ca. 7000 Liter) vom Baumwollanbau bis zum letzten Waschgang. Dabei ist vor allem problematisch, dass Baumwolle in Gebieten angebaut wird, die unter hohem Wasser-Stress stehen. In Usbekistan führt u.a. die Baumwollproduktion dazu, dass eines der grössten Binnenmeere unserer Erde, der Aralsee, 60% seiner Fläche durch Austrocknung eingebüsst hat. Zudem kommen Problemfelder wie Pestizide und Kinderarbeit beim Baumwollanbau hinzu.
  2. Spinnen: In Indien wurde die Zwangsarbeit nach dem ‚Sumangali‘-System zwar verboten, doch in ländlichen Regionen werden den “glücklichen Bräuten” (was Sumangali bedeutet) immer noch Summen für ihre Hochzeit versprochen, die sie in diesem Umfang nie erhalten. Dafür arbeiten die minderjährigen Mädchen um die 12 Stunden Tag und Nacht, können sich nicht frei bewegen, leben in den Spinnereien unter sehr schlechten Bedingungen und werden verbal sowie sexuell angegriffen.
  3. Färben: Bis zu 3500 giftige, teilweise krebserregende Stoffe, werden zur Färbung von Textilien eingesetzt. Am Tag können das bis zu 2500 Kilogramm Chemikalien sein, die in den chinesischen Fabriken ungefiltert in Flüsse, Seen und schlussendlich in unsere Meere gelangen. Teilweise kann man an der Farbe der Flüsse erkennen, welche Trendfarben in der nächsten Saison en vogue sind.

4. Nähen: Unglücke wie der Einsturz des Rana Plaza Gebäudes am 24.04.2013 in Bangladesch mit 1127 tödlich Verunglückten und tausenden Verletzten kommen zum Glück nicht täglich vor, doch die Gefahr besteht. Die schlechten Arbeitsbedingungen mit einem Lohn unter dem Existenzminimum, massiven Überstunden und teilweise lebensgefährlichen Sicherheitsbedingungen werden vor allem im Vergleich deutlich:

Quelle:
https://www.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/themen/konsum/kleiderproduktion-modische-kleider-miserable-loehne

5. Kauf und Aussortieren: Bei einem Discounter T-Shirt bleibt denkbar wenig Lohn für Näherinnen übrig. Bei einem T-Shirt Preis von mindestens 30-40 CHF spricht man von einem gerechten Preis für ein fairgehandeltes T-Shirt. Fragt sich nur, wie man tatsächlich fairgehandelte und giftstofffreie Kleidung erkennen kann. Hierzu gibt Greenpeace gute Hilfestellung zu verschiedenen Zertifizierungen.
46’000 Tonnen Altkleider entsorgen Schweizerinnen und Schweizer jährlich. Nur 55 Prozent der ausgemusterten Ware wird als Second-Hand-Kleider verkauft. 35 Prozent verarbeiten die Industrien zu Rohstoffen, etwa Putzlappen oder Karton, und rund 10 Prozent der Kleiderspenden landen im Abfall.

6. CO2 Emissionen: Ein T-Shirt legt im Durchschnitt 20’000 Kilometer zurück, bis wir es im Laden kaufen können. Doch das ist nicht der einzige Posten, der CO2 Emissionen verursacht:

Quelle:
https://www.polarstern-energie.de/magazin/so-viel-energie-steckt-in-einem-t-shirt-wirklich/

Die guten Nachrichten

Nun wissen wir Bescheid. In einem T-Shirt zum Beispiel, steckt viel Arbeit, Energie und diverse wertvolle Rohstoffe. Warum also nicht bei meinem nächsten Einkauf oder beim nächsten Ausmisten das Kleidungsstück, das ich in den Händen halte etwas mehr wertschätzen. Und vor allem möchte ich mir in Zukunft, nicht nur bei Kleidung, zwei essentielle Fragen stellen, bevor ich entscheide: Brauche ich das wirklich? Wie viel ist es mir dann wert? Ich denke meine Kaufentscheidungen werden sich durch diese beiden Fragen wesentlich ändern.

Nicht nur bei mir hat das Wissen über Textillieferketten etwas bewegt. Die Textilindustrie ist schon länger daran, Lösungen zu entwickeln, um die Transparenz zu erhöhen und damit sozialen und ökologischen Problemen entgegenzuwirken. So wird zum Beispiel daran gearbeitet durch Digitalisierung eine ressourcenschonende Bekleidungsfertigung zu etablieren. Der Bund arbeitet in sogenannten Zukunftslabs mit Vertretern der Industrie, der Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen zusammen, um Ziele für eine faire und ökologischere Textilproduktion zu formulieren und umzusetzen.

Wie Claudia im Podcast erwähnt, hat sich seit dem Rana Plaza Unglück 2013 einiges geändert und Konsumentinnen wie ich sind aufmerksamer geworden, was die verschiedenen Problemstellungen im Textilbereich angeht. Allerdings bleibt noch sehr viel zu tun. Für alle die sich selbst nach nachhaltigen Modemarken umschauen wollen gibt es zum einen eine Zusammenstellung nachhaltiger Modelabels und eine Übersicht über nachhaltige Schuhlabels.

Was ich jedoch aus der ganzen Diskussion mitnehme und irgendwie am wichtigsten finde: Das Nachhaltigste ist seine Kleidung und Schuhe bewusst zu kaufen, länger zu tragen und sie durch Upcycling weiter zu verwenden.

Eure Kimi

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