Mobilisieren will gelernt sein

Ohne Freiwilligenarbeit geht bei Nichtregierungsorganisationen im Umweltbereich nichts. Doch wie mobilisiert man potenzielle Helferinnen und Helfer? Ein Netzwerktreffen für ökologisch Engagierte und Interessierte aus der Region Basel vom 6. November 2019 gab Tipps für ein erfolgreiches Vorgehen, machte Mut für Kooperationen und ermöglichte das direkte Gespräch mit anderen Umweltaktiven.

Text und Fotos von Pieter Poldervaart

«Gohts no?!»

Ob empört ausgerufen oder für sich gedacht, dieser Aufschrei steht häufig am Anfang einer Umweltinitiative. Es können Fluglärm, ungenügende Abfalltrennung oder Energieverschleiss sein, meist braucht es Emotionen, damit jemand aktiv wird. Das machte auch Martin Diethelm deutlich. In seinem Referat anlässlich des Netzwerktreffens, zu dem das Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt, die Quartierkoordination Gundeldingen sowie die Stadtteilsekretariate Kleinbasel und Basel-West am 6. November ins Kleine Klingental eingeladen hatten, betonte er, wie wichtig der «Faktor Herz» beim Mobilisieren ist. Diethelm muss es wissen, beschäftigt er sich als Gründer der Firma Kampagnenforum doch seit bald 20 Jahren mit der Frage, wie sich Empörung in Spenden, Unterschriften oder eine Demo-Teilnahme ummünzen lässt.

Blanca Hernández, Birsmattehof

Ich habe gesehen, wie wichtig ein systematisches Vorgehen ist, wenn man neue Menschen ansprechen oder eine Kampagne aufziehen will. Zudem gab es bei den Instrumenten mehrere Aspekte, die wir so noch nie auf dem Radar hatten.

AIDA und noch mehr Systematik

Nach wie vor gültig ist das AIDA-Modell als Werbewirkungsprinzip: Am Anfang müsse Aufmerksamkeit (Attention) erzeugt werden, dann das Interesse (Interest) geweckt und der Wunsch (Desire) nach einer Änderung hervorgerufen werden, was am Schluss im besten Fall zu einer Handlung (Action) führe. Diethelm ergänzte noch den Begriff Befriedigung (Satisfaction): Im Idealfall führt beispielsweise eine Spende oder die Teilnahme an der Pflanzung einer Hecke auch zur Befriedigung, die wiederum Voraussetzung für ein längerfristiges Engagement sei.

Diethelm erklärt das AIDA-Modell

Ohnehin ist Systematik ein wichtiges Element im Werkzeugkasten professioneller Mobilisierungsagenturen. So erklärte Diethelm den «Planungsstern», der zeigt, wie verschiedene Einflussfaktoren dazu führen, dass ein Anliegen langfristig zum öffentlichen Thema wird. «Besonders häufig unterschätzt wird die sogenannte soziale Grosswetterlage», meinte der Campaigner, der bei Greenpeace seine Sporen abverdient hatte. Ein Ereignis wie Fukushima habe hierzulande etwa dazu geführt, dass statt der damals geplanten zwei bis drei neuen Atomkraftwerke der Ausstieg aus der Atomwirtschaft mehrheitsfähig und eingeleitet wurde. Ein solches Möglichkeitsfenster ist derzeit auch die weltweite Klimabewegung, die mit der schulstreikenden Greta Thunberg ihren Anfang genommen hatte.

Nicolai Diamant, MacherSchaft

Mobilisieren ist ein exzellentes Thema, das bestimmt allen etwas gebracht hat. Denn sämtliche Organisationen sind auf Ehrenamtliche angewiesen. Zudem inspiriert es, so viele Menschen aus einem ähnlichen Umfeld anzutreffen.

Strategien für Junge und Expats gesucht

Als weiteres systematisches Instrument nannte Diethelm die «Ladder of Engagement», also die Strategie, potenziell interessierten Menschen Sprosse um Sprosse neue Angebote zu präsentieren, die sie immer enger in die Organisation einbinden. Denn habe man bei einer Person einmal «den Fuss drin», also das Interesse geweckt, sei es einfacher, sie um weitere Leistungen anzufragen. Den Anfang macht die Medienarbeit. Eine zweite Sprosse erklimmt man, wenn man Sympathien generiert und dank Likes auf Facebook und anderen Social Media zu neuen Adressen kommt, die man direkt anschreiben kann. «Mails sind nach wie vor das beste Tool für einen direkten Kontakt», so der Kommunikationsexperte. Mit einem Mail oder einem Newsletter könne man in regelmässigen Abständen neue Mitmachmöglichkeiten vorstellen, von der spezifischen finanziellen Unterstützung über die Teilnahme an Veranstaltungen bis zum Besuch einer Sitzung – wo die Person allenfalls persönlich angeworben werden kann. Damit sich jemand stärker auf eine Organisation einlasse, sei die Identifikation wichtig: Wenn etwa eine Texterin anbietet, sämtliche schriftlichen Dokumente des Vereins zu redigieren, ist das eine äusserst wertvolle und darüber hinaus langfristige Leistung. Als letzter Schritt kann eine so eingebundene Person vielleicht motiviert werden, selbst eine Führungsaufgabe zu übernehmen und etwa dem Vorstand beizutreten. Idealerweise arbeite der Verein aber so, dass sämtliche Angebote – ob niederschwellig oder sehr verbindlich – parallel ablaufen und damit für jede Zielgruppe die passende Möglichkeit bereitstehen.

Ein Problem ist die Tatsache, dass sich vor allem Junge nicht mehr so gern an einen Verein binden und dort langfristige Aufgaben übernehmen. Expats wiederum leben berufsbedingt nur einige Monate oder Jahre in derselben Region, haben aber womöglich durchaus Interesse und Kompetenzen, sich zu engagieren.Nach Diethelms Präsentation konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer frei zirkulieren, an sieben Flipcharts zu je einer Frage diskutieren und Antworten auf die jeweils gestellte Frage notieren. Die 45 Minuten wurden intensiv genutzt, die Gruppen mischten sich ständig neu und führten spontan zu weiteren Gesprächskreisen. In der Schlussrunde präsentierten die Betreuerinnen und Betreuer der sieben Flipcharts die Ergebnisse:

Kenne ich die Engagement-Treppe? Wenn ja, woher?

Kaum jemand kennt das oben erwähnte Mobilisierungsinstrument der «Ladder of Engagement». Zudem macht es die heutige «Instant-Gesellschaft» schwer, Menschen über Einzelaktionen hinaus an eine Organisation zu binden. Als sinnvoll erachtet wird es, die eigenen Erfahrungen aus der Vereinstätigkeit an Dritte weiterzugeben und regelmässig Feste und ungezwungene Treffen abzuhalten – lustvolles Engagement beflügelt.

Habe ich die Engagement-Treppe schon einmal angewendet, und wenn ja, mit welchem Nutzen?

Um derart systematisch zu arbeiten, braucht es gewisse Kapazitäten, die manchen Nichtregierungsorganisationen (NRO) fehlen. Ein «Haus der Vereine» könnte da Abhilfe schaffen, ebenso der Sharing-Gedanke – also Infrastruktur und Wissen mit anderen NRO zu teilen. Eine Herausforderung ist es, potenzielle Mitstreiterinnen und Mitstreiter zwar persönlich anzuschreiben, aber dennoch nicht zu aufdringlich zu wirken.

Was sind meine Strategien und Massnahmen für mehr Engagement?

Wer sich für etwas ehrenamtlich einsetzt, will den Sinn hinter dem Projekt spüren. Eine begeisternde Idee und erreichbare Ziele und Zwischenziele sind sehr wichtig. Es lohnt sich auch zu fragen, was die Freiwilligen von ihrem Mitmachen haben: Befriedigung, neue Erfahrungen oder Erlebnisse, ein Praktikum oder sogar einen wirtschaftlichen Vorteil. Allenfalls kann es sinnvoll sein, einzelne Freiwillige eng zu coachen, damit sie sich die Arbeit auch zutrauen – und so ausführen, wie es dem Verein am besten dient.

Meine Erfahrungen beim Mobilisieren: Was würde ich besser machen?

Am effektivsten ist die persönliche Ansprache: Es lohnt sich, das Anliegen im eigenen Umfeld zu thematisieren. Zu prüfen sind auch Partnerschaften: Im Vorfeld der Klimademo 2019 etwa wurden für die Velo-Sternfahrt verschiedenste Organisationen angesprochen, die auf den Routen der Sternfahrt Unterstützung boten. Wichtig ist auch, sich unter Gleichgesinnten zu vernetzen, Beispiele sind der Dachverband Naturforum Regio Basel oder die Plattform BaselWandel.
Positive Erfahrungen werden auch mit zielgruppen- und genderspezifischen Aktionen gemacht. Kleine Aktionen sind durchaus wertvoll. Schliesslich lohnt es sich, auf Multiplikatoren zu setzen, etwa Kinder, welche die Botschaft dann an ihre Eltern herantragen.

Welcher Stellenwert hat Inspiration und Engagement bei meiner Arbeit, in meiner Organisation, bei mir selbst?

Lustvoll und effizient, das sind zwei Voraussetzungen, wie gemeinsam gearbeitet werden sollte, damit das Mitmachen Spass macht. Denn Verbissenheit lässt die Strahlkraft auch von wichtigen Botschaften verblassen. Nötig sind natürlich auch Kompetenzen, zudem bekannte Gesichter, die sich öffentlich mit der Botschaft identifizieren, und schliesslich die Authentizität, mit der die Botschaft vertreten wird. Auch diese Diskussionsgruppe betonte, wie wichtig kleine Erfolge und ihre Kommunikation sind. Aus ihnen können grössere Erfolge wachsen, wobei die gesteckten Ziele immer erreichbar bleiben müssen.

Welche Kampagnen kenne ich und was habe ich davon noch in Erinnerung?

Ob Stop-Aids, Anti-Shell, Nestlé-tötet-Kinder oder HEKS (Wellkarton als Kinderzimmer), meist sind es Bilder, die in Erinnerung bleiben. Selbst die Gilets Jaunes zeigen, dass es das Visuelle ist, was Eindruck macht – wobei der finanzielle Aufwand minimal bleiben kann. Flotte Sprüche («Trinken mit Linken», «Im Minimum en Gummi drum») bleiben ebenfalls im kollektiven Gedächtnis haften. Ein Problem bleibt, wie die Generation der U20 bis U30, die Plakate, Zeitungen und Nachrichten häufig ignorieren, mit solchen Botschaften angesprochen werden können.

Welche Rolle haben die Medien für die Mobilisierung?

Medienarbeit muss weitergedacht werden als vor 20 Jahren. Nach wie vor sind Berichte in Radio und Zeitungen sehr wertvoll, doch auch die eigenen Newsletter, Publikationen und Webseiten müssen gepflegt werden. Als weitere Bereiche der Medien sind Social Media und Inserate zu verstehen. In Bezug auf Basel wurde geklagt, es fehle eine interessierte Medienlandschaft, welche die Themen der Vereine aufnehme – teilweise aufgrund mangelnder Kapazitäten der Redaktionen. Diese Schwachstelle kann aber auch zur Chance werden, indem gut verfasste, aktuelle Medienmitteilungen gelegentlich praktisch unverändert abgedruckt werden.

Repair | Connect | Repeat – die ReparierBar in Basel

lächelnder älterer Mann mit Werkzeug in der hand

Reparieren statt wegwerfen. So heisst die Devise der ReparierBar in Basel. Am Samstag 16. November 2019 könnt ihr von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr eure kaputten Gegenstände bei der Macherschaft, Gärtnerstrasse 46, 4057 Basel, vorbei bringen und zusehen, wie sie für euch repariert werden oder sogar selbst mit anpacken. Ohne Anmeldung. Ohne Kosten. Mit viel Wertschätzung für lieb gewonnene Gegenstände.

Das ist die ReparierBar in Basel

Seit 2014 müssen wir unser kaputtes Hab und Gut nicht mehr mühsam einsenden oder sogar wegwerfen – wir können an einem Samstag in die ReparierBar spazieren und alle möglichen kaputten Dinge dort reparieren lassen.

So funktioniert’s

Du packst deinen kaputten Gegenstand ein und kannst ohne zu wissen, was genau kaputt ist in die ReparierBar kommen. Dort kümmert sich ein handwerklich begabtes Mitglied der ReparierBar um deinen Gegenstand. Du kannst bei der Reparatur zuschauen oder sogar mithelfen. Deinen zu reparierenden Gegenstand kannst du zwar nicht vor Ort lassen und es repariert wieder abholen aber die Erfolgsquote liegt bei über 50%. Die Wahrscheinlichkeit, dass du also mit einem Gegenstand nach Hause gehst, der so gut wie neu ist, ist also gross.

Quelle: unsplash – Alexander Andrews

Ein Vorbild gegen unnötigen Konsum

Die ReparierBar ist dabei keine Konkurrenz zum qualifizierten Handwerk, sondern will unnötigen Konsum nicht weiter anheizen und einer Wegwerf-Gesellschaft entgegenwirken. Velos, Schuhe, Handys und Brillen werden nicht repariert und sollten beim Experten abgegeben werden. Alles andere kann gerne vorbei gebracht werden. Mit ihrem Reparier-Engagement ist das Team der ReparierBar auch ein Vorbild von heute für morgen. In der Umweltagenda findet ihr noch weitere spannende Infos zur ReparierBar, zu anderen Vorbildern von heute für morgen und viele Veranstaltungen und Aktionen, die sich um das Thema Nachhaltigkeit drehen.

Quelle: unsplash – neonbrand

Mehr als eine Reparatur

Die ReparierBar bietet mehr als nur Reparaturen. Man kommt mit anderen in Kontakt, tauscht Know-How aus und lernt, wie mit Materialien und Werkzeugen umgegangen wird.

Probier’ es doch einfach mal aus und komm am Samstag 16. November 2019 von 11-14 Uhr in der Macherschaft vorbei. Das Team der ReparierBar freut sich auf deinen Besuch!

Nachhaltiger Konsum zum Anfassen – am Event «konsumGLOBAL»

Eine Gruppe junger Personen an einem Event der Umweltagenda

Ich habe schon einmal auf die Umweltagenda, die verschiedene Events im Bereich Nachhaltigkeit in der Region Basel beinhaltet, und die «Vorbilder von heute für morgen» des Amt für Umwelt und Energie aufmerksam gemacht. Heute möchte ich dir einen bestimmten Event der Umweltagenda vorstellen, der sich für dich, deine Umwelt und den Wandel unserer Wirtschaft richtig lohnen kann.

Eine Reise um die Welt in 90 Minuten

Am 21. Oktober hast du die Chance am Event «konsumGLOBAL» in Basel unserem Konsum auf den Zahn zu fühlen. Das Ökozentrum zeigt dir von 18:00 – 19:30 Uhr durch verschiedene Angebote, welche globalen Auswirkungen unser Konsum in der Schweiz hat, was eigentlich alles in unseren Produkten drin steckt und wie du nachhaltigen Konsum konkret umsetzen kannst.

Es gibt keine dummen Fragen, wenn es um unseren Konsum und dessen Auswirkungen geht

Der Event besteht aus Diskussionen, Rollenspielen und drei Stationen, die in der Stadt verteilt sind. Du lernst Konsum-Alternativen kennen und kannst unter anderem in detektivischer Arbeit in Einzel- oder Gruppenarbeit herausfinden, welche Inhaltsstoffe in unseren Produkten stecken. 

Dein Wissen ist der Schlüssel

Um überhaupt entscheiden zu können welche Produkte du kaufen willst, und somit welche Form von Wirtschaft du unterstützen möchtest, brauchst du das Wissen über die Zusammenhänge unserer globalisierten Welt und den möglichen Alternativen.

Mit dem Wissen, das dir der Event vermittelt, bist du gewappnet, um deine eigenen Konsum-Entscheidungen zu treffen. Du hast es dann in der Hand – nachhaltig konsumieren oder nicht.

Alternative Konsummöglichkeiten kannst du direkt vor Ort kennenlernen

Wer steckt dahinter?

Das Ökozentrum in Langenbruck forscht und engagiert sich seit 40 Jahren für eine nachhaltige Entwicklung. Mit verschiedenen Projekten in den Bereichen Forschung und Entwicklung, sowie Bildung und Gesellschaft deckt das Ökozentrum nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft ab. Als eines von vielen Vorbildern für die Welt von morgen bietet das Ökozentrum auch ausserhalb des Events Informationen und schulische und ausserschulische Bildungsangebote rund um das Thema Nachhaltigkeit an.

Erfahre mehr über die verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit, die in der Region Basel angeboten werden, in der Umweltagenda.

Nachhaltigkeit umgesetzt: Moni von Zero Waste Basel

Aktion am Stand von Zero Waste

Zero Waste – das dürfte mit der Weile jedem ein Begriff sein. Keinen Müll verursachen ist die Devise. Eine ganz und gar nicht einfache Ambition, wo doch alles doppelt und dreifach in Plastik, andere Kunststoffe, Papier oder Karton eingepackt ist. Moni ist Mitglied der Lokalgruppe in Basel von ZeroWaste Switzerland und eines der zahlreichen Umweltvorbilder des Amt für Umwelt und Energie Basel.

Ich habe Moni nach ihrem Engagement und den Hintergründen gefragt und ein paar sehr informative Antworten erhalten. Falls ihr noch mehr zum Thema Abfall, Abfallvermeidung und Abfallverwertung wissen wollt, hört euch meinen Podcast “Is’ doch alles Müll – I beg to differ!” an.

Was steckt hinter ZeroWaste Basel?

Moni: ZeroWaste Basel ist die Lokalgruppe von ZeroWaste Switzerland in Basel. Unser Ziel ist es die Bevölkerung zu sensibilisieren und dazu zu motivieren, ihren Abfall nachhaltig zu reduzieren. Dazu organisieren wir regelmässig Treffen und Workshops.

Aktion von zero waste Basel

Wie lange engagierst du dich schon bei ZeroWaste?

Moni: Seit Gründung von ZeroWaste Basel im Oktober 2016 und seit Anfang 2017 als offizielle Botschafterin.

Wie bist du auf die Idee gekommen, dich für die Reduktion von Abfall einzusetzen?

Moni: Das Thema Umweltschutz und Müllvermeidung haben mich schon lange interessiert. Kurz nachdem ich auf die ZeroWaste Bewegung gestossen bin hat sich die Gruppe in Basel gegründet und ich konnte mich dort einbringen.

zero waste Picknick

Wie läuft es heute mit ZeroWaste?

Moni: Es gibt regelmässige Veranstaltungen zum Austausch, DIY-Workshops oder andere Aspekte, die ZeroWaste betreffen. Wir haben mehr als 800 Mitglieder in unsere Facebook-Gruppe und über 300 Personen haben unsere Facebook-Seite abonniert. Das zeigt uns, dass das Thema sehr aktuell ist und die Leute Informationen zu dem Thema suchen.

Wie hat sich ZeroWaste im Laufe der Zeit verändert?

Moni: Wir haben bemerkt, dass viele Teilnehmer an den Events nicht nur den Austausch suchen, sondern auch aktiv werden wollen. Deshalb haben wir vermehrt DIY-Workshops angeboten, z.B. wie man Putzmittel, Zahnpasta oder Deo selbst macht. Zusätzlich zeigen wir neu auch nicht nur wie man Müll vermeidet, sondern auch wie viel Müll tatsächlich entsteht und was damit passiert, z.B. indem wir Touren durch die Müllverbrennungsanlage in Basel organisieren.

Aktion und Stand von Zero Waste

Gab es in der Zwischenzeit bei euch bestimmte Erfolge, die ihr gefeiert habt?

Moni: Das Thema ZeroWaste und Müllvermeidung erregt immer mehr Interesse, auch durch die vielen Bilder in den Sozialen Medien von müllübersäten Stränden und Tieren, die mit Plastik im Magen verenden. Wir erhalten dadurch vermehrt Anfragen, darüber in grösserem Rahmen zu informieren und Workshops durchzuführen. Das hilft uns das Thema weiter bekannt zu machen und ein grösseres Publikum zu erreichen.

Gab es auch Herausforderungen oder Rückschläge?

Moni: Littering ist mit Sicherheit eine der grössten Herausforderungen. Vor allem im Sommer ist es ein besonders grosses Problem, da durch Littering am Rheinbord in Basel viel Müll im Fluss landet. Bisher hat noch keine Massnahme das richtig eindämmen können.

Was machst du neben deinem Engagement bei ZeroWaste?

Moni: Frisch aus dem Mutterschaftsurlaub zurück und in verschiedenen Projekten engagiert.

Wie lässt sich dein Engagement bei ZeroWaste in dein Leben integrieren?

Moni: Sehr gut. Man muss sich gut organisieren und sich auch bewusst machen, wie viel Zeit und Energie man investieren kann und möchte. Das kann sich auch durchaus ändern. Daher ist es schön, dass wir ein tolles Team sind und uns gegenseitig unterstützen.

Zero Waste bei der Arbeit

Wo kann ich mich über eure Veranstaltungen informieren?

Moni: Auf der ZeroWaste Basel facebook Seite informieren wir über alle Veranstaltungen. Wir freuen uns immer über neue Gesichter!

Hast du einen Tipp für jemanden, der vielleicht noch nicht die nötige Motivation gefunden hat, sich in einem Bereich zu engagieren?

Moni: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das uns alle angehen sollte, um für uns, unsere Kinder, Geschwister, Nachbarn usw. eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Jeder kann mit ein paar einfachen Massnahmen etwas tun, ob es nun den CO2-Fussabdruck zu verkleinern ist, weniger Müll zu machen oder die Biodiversität zu fördern.

Man ist was man isst – KimiB.Good #3

Grosser Burger in dem ein Messer steckt

Hier geht’s zum Podcast!

Essen ist etwas Wundervolles. Zumindest für mich. Ich esse sehr gerne gut und bin davon überzeugt, dass eine gesunde Ernährung essentiell für ein aktives und glückliches Leben ist. Warum? Weil Essen die älteste und damit bewährteste Medizin ist. In Kombination mit Bewegung werden Körper und Geist fit gehalten und das Leben begibt sich in eine positive Aufwärtsspirale. Natürlich nicht nach einer Woche, einem Monat oder einem Jahr. Da heisst es dran bleiben!

Ich möchte euch aber keinen Vortrag über mehr Sport und 5 Portionen Gemüse oder Früchte am Tag halten. Ehrlich gesagt, ich bin kein grosser Früchte-Fan. Ich möchte über Nahrung im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit sprechen. Natürlich ist es auch nachhaltig, gesund zu essen und sich damit gesund und fit zu halten.

Gemüse und Eier auf einem Holz-Schneidebrett mit Messer und Pfanne
Foto von Kathie Smith via unsplash.com

Nahrung und Nachhaltigkeit ist ein unglaublich grosses Thema. Mir fallen da direkt Themen wie Veganismus, Urban Agriculture, Fleisch-Konsum, grosse Handelsfirmen, Fair Trade, Lebensmittelverschwendung, aber auch Greenwashing, der Bauern-Laden hier um die Ecke oder die Kräuter auf meinem Balkon ein. Ihr seht, dieser Beitrag könnte enorm lang werden. Dazu fehlt mir allerdings leider die Zeit.

Ich möchte vielmehr auf zwei Mythen eingehen, die mir sehr oft begegnen und einen grossen Einfluss haben. Sollten euch andere Fragen zum Thema Ernährung und Nachhaltigkeit auf dem Herzen liegen, hoffe ich, euch mit den ganz unten aufgeführten Links weiterhelfen zu können.

Mythen & Fakten

Ein Mythos, der sich sehr hartnäckig hält und der mir immer wieder zu Ohren kommt, ist:

Vegetarier und Veganer bekommen durch den Verzicht auf Fleisch zu wenig Proteine.

Proteine sind wichtig, ja. Vor allem, wenn man viel Sport treibt und zum Ziel hat, Muskelmasse aufzubauen, was durchaus erstrebenswert ist, da Muskelmasse auch im Ruhezustand Kalorien verbrennt. Eine der grössten Studien zu diesem Thema hat allerdings gezeigt, dass es nicht Proteine sind, die Veganern oder Vegetariern fehlen, nein. Sie bekommen täglich, wie Fleisch-Esser auch, mehr als nötig. Ein anderer Nahrungsbestandteil ist das Problem: Ballaststoffe.

Eine reichhaltige Gemüse-Auslage
Foto von Ja Ma via unsplash.com

Ballaststoffe finden sich ausschliesslich in pflanzlicher Nahrung: Fleisch, Eier, Milch, Fast Food… All das enthält keine Ballaststoffe. Vom gesundheitlichen Aspekt her gesehen, geht es also nicht darum, ob man Fleisch, Fisch, etc. isst oder nicht, sondern wie viel und was man sonst noch alles isst.

Bleiben wir kurz beim Fleischkonsum. Ein äusserst populäres und oft heftig diskutiertes Thema. Ich persönlich esse Fleisch und Fisch. Von Blutwurst bis  zu Meeresfrüchten. Alles Geschmackssache. Nichtsdestotrotz kann ich meine Augen nicht vor den Fakten verschliessen:

Metzger, der ein Stück Fleisch festhält, das auf einer Ablage liegt
Foto von Armando Ascorve via unsplash.com

  • vor 100 Jahren haben wir nur halb so viel Fleisch verzehrt
  • Um die Massen an Fleisch zu produzieren, halten wir die Tiere oft in Tier-unwürdigen Massentierhaltungen und pumpen sie mit Medikamenten voll, damit sie dieses Leben bis zum Schlachttag durchhalten – nicht wirklich lecker
  • 1 kg Steak benötigt durchschnittlich 15000 Liter Wasser für Futterpflanzen, das Tränken der Tiere und zum putzen der Ställe
  • Zum Vergleich: 1 kg Brot benötigt 1300 Liter Wasser – im Hinblick auf die Ressource Wasser, die für viele Menschen immer knapper wird, eine ziemliche Verschwendung
  • Abwasser und Dünger der Futterfelder verunreinigen unser Grundwasser mit z.B. Nitraten und senken den Sauerstoffgehalt, sodass z.B. Flussmündungen zu Todeszonen für Tiere werden – und unsere Trinkwasserquelle Nr.1 ist unser Grundwasser
  • Das Problem mit den weitreichendsten Auswirkungen ist das Futter: Soja
  • Für Soja als Viehfutter wird v.a. in Lateinamerika der Regenwald abgeholzt – was schrecklich für die Biodiversität der Erde ist, aber auch die “grüne Lunge” der Erde zerstört und somit jedem Einzelnen von uns schadet
  • Soja wird als Monokultur angepflanzt, die durch Dünger und Pestizide wunderbar wächst, ist der Boden aber einmal überlastet, muss neuer Regenwald geholzt werden, um neue Felder zu errichten
  • Die Kleinbauern, die z.B. in Lateinamerika Landwirtschaft betreiben werden oft von ihrem Land vertrieben, um für grosse Soja-Farmen Platz zu machen oder es lohnt sich für sie nicht mehr selbst anzubauen. Sie werden zu Arbeitnehmern der Grossfarmen und arbeiten dort für einen Hungerlohn und unter schlechten Arbeitsbedingungen. Folge: Die Armen werden ärmer, wenige werden reich.
  • Die Nutztierhaltung setzt mehr Klimagase frei als alle Transportwege der Welt zusammen
  • Der Hunger weltweit wird durch den Futteranbau verstärkt, indem das Land nicht für Nahrung für den Mensch, sondern für das Vieh genutzt wird:
    • 1 ha Futterpflanzen können ca. 2 Personen mit Fleisch ernähren
    • 1 ha Gemüse kann ca. 1 Familie ernähren
    • 1 ha Kartoffeln kann ca. 1 Fussballmannschaft ernähren
  • Der Platz für unser Essen wird durch steigenden Fleischkonsum immer knapper und die Bevölkerung der Erde wächst gleichzeitig – der Hunger steigt
  • Last but not least zerstört Fleischkonsum Märkte in Ländern, die auf den Aufbau von diesen Märkten angewiesen sind: Da in Europa vor allem Pouletbrust gerne gegessen wird und der Rest des Poulets eher nicht, wird dieses tiefgekühlt nach Afrika verschifft und dort günstiger als die regionalen Produkte verkauft – die lokale Bevölkerung kann nicht mehr von Viehzucht leben

Kühe auf einer Weide im Sonnenuntergang
Foto von Stijn Te Strake via unsplash.com

Ja, es gibt mehr als genug negative Fakten zum Fleischkonsum. Trotzdem esse ich Fleisch. Warum? Ist es Gewohnheit, Kultur, Starrsinn? Egal was es ist. Die Fakten sprechen für sich und ob es einem passt oder nicht, Veränderung ist mehr als angebracht. Ist ja nicht so, als würden wir verhungern, wenn wir weniger oder gar kein Fleisch mehr essen.

Es gibt hierbei aber auch eine gute Nachricht: Sojafutter ist das Problem, welche unglaublich viele negative Wechselwirkungen hat. Essen wir Fleisch, das mit biologisch angebautem Futter produziert wurde, fördern wir, dass die Tiere wieder Gras auf der Weide essen, statt Soja in Pallet-Form. Wird diese Art der Tierhaltung gefördert, stellen wir uns als Nachfrager gegen Massentierhaltung, begünstigen eine weitaus geringer Produktion an Fleischprodukten und verhelfen dem Preis für Fleisch auf eine angemessenere Höhe. Fleisch in der Schweiz z.B. gilt als besonders teuer. Ja, das ist es auch. Aber ich sag’ euch, es schmeckt mir direkt doppelt so gut, wenn ich weiss, dass es hier von der Weide kommt und ich mit dem Preis die Arbeit wertschätze, die dahinter steckt.

Zum Abschluss zu diesem Thema: Wenn Tier, dann alles! Unsere Grosseltern haben alles vom Tier gegessen. Es wäre ihnen nie in den Sinn gekommen zu sagen: “Ih, Rinderzunge finde ich eckelig. Das esse ich nicht.” Probier es aus! Zum Beispiel bei Mark + Bein in Basel oder deinem Metzger um die Ecke.

Interaktive Grafik zum Fleischkonsum

Ein Mythos, der hoffentlich bald gegessen ist:

Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum ist das Lebensmitteln nicht mehr geniessbar.

Das-stimmt-einfach-nicht! Bitte den Kopf einschalten. Oder in diesem Fall eher Nase, Augen und Zunge. Vertraut euren Sinnen und testet die Produkte, bevor ihr sie wegwerft. Das Mindesthaltbarkeitsdatum auf einem Produkt ist lediglich eine Hersteller-Empfehlung, die aufgrund von Erfahrungswerten und rechtlichen Rahmenbedingungen gegeben wird. Es ist kein Verfallsdatum. Verpackte Lebensmittel müssen diese Kennzeichnung tragen. Mit Mindesthaltbarkeitsdatum ist der Zeitpunkt gemeint, bis zu dem das Lebensmittelunternehmen garantiert, dass das Produkt bei richtiger Lagerung und geschlossener Verpackung seine spezifischen Eigenschaften behält (z. B. Geschmack, Aussehen, Konsistenz, Nährwerte …). Ist ein Verbrauchsdatum angegeben (Bei z.B. rohem Fleisch und Fisch, sowie Rohmilch) sollte man sich allerdings daran halten, da die Lebensmittel nach Ablauf dieses Datums gesundheitsschädlich sein können.

Frontalansicht eines Kühlregals mit Käseprodukten
Foto von Igor Ovsyannykov via unsplash.com

Lebensmittel zu testen, bevor sie endgültig im Abfall landen lohnt sich, denn:

  • 1/3 aller Lebensmittel geht verloren – sogenannter Foodwaste – das entspricht 300kg pro Person pro Jahr x 770’000 Einwohner/-innen in der Schweiz = 2’310’000’000 kg
  • Die Europäische Kommission schätzt dass in der EU pro Person und Jahr 173 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen werden. Das macht insgesamt 88 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr.
  • 53 % aller weggeworfenen Lebensmittel gehen dabei auf das Konto der privaten Haushalte. In einem durchschnittlichen Haushalt wird ein Viertel der eingekauften Lebensmittel weggeworfen, vieles davon ungeöffnet.
  • 30 % landen bei Landwirtschaft und Produzenten im Müll, 12 % in der Gastronomie und 5 % im Handel.

Quelle: foodwaste.ch 2018

Noch ein paar gute Nachrichten zum Schluss

Die Diskussion um Nahrungsmittel und Nachhaltigkeit ist nicht neu und es gibt zum Glück schon viele Massnahmen, die uns bewusster essen lassen (sollten). Zum Beispiel gibt es in vielen Städten Unternehmen, die ihre Reste spenden oder Privatpersonen, die ihre nicht benötigten Lebensmittel in sogenannten Fairteilern zur Verfügung stellen. Ein schönes Beispiel ist die App “toogoodtogo“, die es ermöglicht, Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Ein Interview mit Franzi von “toogoodtogo” könnt ihr euch im Podcast zu dieser Folge anhören. Auch politisch bewegt sich etwas: Zürich hat sich mit 60% der Stimmen für eine nachhaltige und faire Ernährung ausgesprochen und dies in den Grundsätzen verankert. Auch Detailhändler wie Coop wissen schon länger, dass sie eine grosse Verantwortung zu tragen haben und nehmen diese wahr. Insgesamt scheinen wir auf einem guten Weg zu sein. Trotzdem liegt es an jedem Einzelnen die weitere Verbesserung selbst in die Hand zu nehmen.

Aufsicht auf drei angerichtete Küchlein verziert mit Früchten rund um den Teller
Foto von Toa Heftiba via unsplash.com

Mein appetitliches Fazit

Es ist natürlich jedem selbst überlassen, was er oder sie isst. Mit einem guten Gewissen schmeckt es allerdings einfach besser. Ich tausche mich sehr gerne mit meinen vegetarischen und veganen Freunden aus und muss sagen, dass deren Rezeptideen sehr bereichernd sind. Gerade was die Vielfalt angeht. Ich kann jedem von euch empfehlen, sich der vegetarischen und veganen Küche zu öffnen und einfach mal zu experimentieren. Das tut nicht nur der Umwelt gut, sondern auch eurem Magen und ganzen Körper. Ich für meinen Teil werde nach meinen Recherchen zu diesem Artikel noch bewusster Fleisch und sicherlich auch weniger davon essen. Die Herausforderung wird sein, dass auch langfristig umzusetzen und zur Gewohnheit werden zu lassen. Fleisch ist für mich wieder zu einer Delikatesse geworden, die ich mir bewusst gönne. Bezogen auf andere Lebensmittel möchte ich die nachhaltigen Möglichkeiten nutzen, die mir zur Verfügung stehen. Ich möchte mir ein Gemüse-Abo der Nuglar-Gärten holen, ein paar eigene Gemüsesorten wie Tomaten und Peperoni auf meinem Balkon anpflanzen und mehr Zeit fürs Einkaufen einräumen, damit mir die Hektik keinen Strich durch die Rechnung macht.

Tomatenstrauch mit Tomaten in verschiedenen Reifestadien
Foto von Markus Spiske via unsplash.com

Zum Schluss bleibt mir nur zu sagen: Lasst es euch schmecken, egal auf welche Art und Weise. Aber denkt dran: Man ist, was man isst. Bon Appetit!

Eure Kimi

Weitere Infos und Links

Trau dich! Es lohnt sich – immer.

Mann der Erde zwischen den Händen verreibt

Ich dachte eigentlich, dass ich nicht so der Wettbewerb-Typ bin. Das war mir immer zu viel gegeneinander und die Vorstellung immer danach zu streben die Beste zu sein, fand ich eher beklemmend als fördernd.

Jedoch ändern sich Ansichten mit der Zeit

Vor gut einem Jahr hat mich eine gute Freundin auf einen Wettbewerb der FHNW, die Swiss Student Sustainability Challenge, aufmerksam gemacht. Meine Idee von „KimiB.Good“ war noch nicht wirklich vorhanden, nur ein vages Interesse, Nachhaltigkeit und Kommunikation zu verbinden.

Getrieben durch die unermüdliche Motivation meiner Freundin, begann ich ein Konzept zu erstellen, es zu verfeinern, mit anderen darüber zu besprechen und – siehe da – ich hatte einen vorzeigbaren Plan, eine Präsentations-Idee und ging zum ersten Pitch der Challenge.

Die Natur des Wettkampfs ist das Gewinnen aber auch das Verlieren

Wobei „verlieren“ eher das falsche Wort ist. Ich habe bei der Swiss Student Sustainability Challenge keinen Förderpreis gewonnen. Zunächst war ich recht frustriert und wollte nichts mehr mit Wettbewerben und meinem Konzept zu tun haben. Ich war ja überzeugt von meiner Idee und konnte nicht ganz nachvollziehen, dass andere das nicht sind.

Dann, nach ein paar Tagen, habe ich mir das Feedback der Jury noch einmal durchgelesen und ein paar Punkte konnte ich doch gut nachvollziehen. Andere nicht. Und das ist auch in Ordnung so. Fest stand: Mein Konzept habe ich dank den vielen Hilfestellungen der FHNW ausgearbeitet und verfeinert. Ich war bereit damit weiterzugehen, nicht aufzugeben und neue Wettbewerbe zu bestreiten.

Das Wichtigste ist: Weitermachen!

Mit meinem Konzept, einem Businessplan und einer emotionalen Präsentation im Gepäck, bin ich weitergezogen und habe das nächste Förderprogramm angesteuert. Dieses Mal war es ein Heimspiel – das Förderprogramm der Universität Basel. BOOST ist ein Programm zur Förderung von Studierendenprojekten rund ums Thema Nachhaltigkeit an der Universität Basel. Ein voller Erfolg! Ich habe einen Förderpreis gewonnen und dazu einen riesigen Motivationsschub, der mich mein Projekt wirklich in die Tat umsetzen liess.

Wenn ich das kann, kannst du das auch

Nicht nur beim BOOST und der FHNW Challenge kann man sich jetzt wieder anmelden. Es gibt noch andere Förderprogramme wie den ClimateLaunchpad. Dies ist die wichtigste Initiative der Europäischen Union zur Entwicklung von Innovationen im Klimabereich. Gesucht werden grüne Geschäftsideen aus den Bereichen Energie, Wasser, Abfall, Transport, Verhaltensveränderung und urbaner Entwicklung.

Mitmachen lohnt sich – immer

Der ClimateLaunchpad stellt professionelle Unterstützung für die angemeldeten Startups bereit. Man muss also nicht unbedingt gewinnen, um gefördert zu werden. Coachings und Beratung sind mindestens genau so viel Wert wie finanzielle Förderung, da spreche ich aus Erfahrung.

Dieser Wettbewerb ist was Besonderes

Der ClimateLaunchpad besteht aus 4 Etappen:

  1. Anmeldungsphase, die bis zum 10. Mai 2018 läuft
  2. Boot Camp, welches am 31. Mai bis 1. Juni in Basel stattfindet
  3. Schweizer Finale, das ebenfalls in Basel am 31. August veranstaltet wird
  4. Internationales Halbfinale & Grand Finale, in Edinburgh, Schottland Anfang November 2018

Dieser Wettbewerb hat demnach eine internationale Komponente und vergibt für den 1. Rang ein Startup Begleitprogramm im Wert von 6’ooo CHF. Rang 2 und 3 werden ebenfalls in Abstufung unterstützt und für alle 3 Ränge werden die Reise- und Übernachtungskosten für das Finale in Edinburgh gesponsert. Wenn das nicht verlockende Aussichten sind. Natürlich gibt es auf der Website noch weitere Informationen zum ClimateLaunchpad. Anmelden könnt ich euch direkt hier.

Und alles mit einer Idee – oder auch ohne

Das Schöne an Wettbewerben wie BOOST oder dem ClimateLaunchpad ist, man braucht kein ausgefeiltes Konzept. Die Idee kann vage sein. Wie sie bei mir zu Beginn der Swiss Student Sustainability Challenge war. Die Förderprogramme vergeben nämlich nicht nur Preisgelder, sie wollen, dass eure Ideen wachsen und zu konkreten, guten Taten werden.

Du hast aber keine konkrete Idee, möchtest aber gerne ein Projekt starten? Kein Problem!

Mach mit beim Ideenworkshop am 16.04.2018 im Rahmen der Denk-weiter-Wochen der Universität Basel.

Die „Denk-weiter-Woche 2018 – Tatort Mobilität“ findet kommende Woche an der Universität Basel statt und hält viele interessante, auch interaktive, Workshops, Veranstaltungen und Events für euch parat.

Gutes Tun verbindet alle

Die Förderprogramme, die ich hier angesprochen habe, sind zwar Wettbewerbe aber das angenehme an ihnen ist, dass alle an einem Strang ziehen. Alle wollen mit unterschiedlichen Ideen und Konzepten etwas verbessern und gegen Missstände vorgehen. Das verbindet und das merkt man auch. Die Atmosphäre während den Workshops und Präsentationen ist enorm freundlich. Man tauscht sich aus, berät einander und arbeitet am Ende vielleicht sogar zusammen.

Ich kann es euch wirklich ans Herz legen

Macht mit! Ich kann euch versprechen, ihr werdet auf jeden Fall davon profitieren. Von den Menschen, den Ideen, dem Austausch, der Motivation, dem Netzwerk und wenn ihr dran bleibt, nicht aufgebt und den ein oder anderen Ratschlag, der euch sinnvoll erscheint, umsetzt, vielleicht auch vom Förderpreis.

Natürlich würde ich mich riesig freuen, wenn ich ein paar von euch animieren konnte, mutig zu sein und bei einem der genannten Programme mitzumachen. Lasst mich gerne in den Kommentaren oder in einer persönlichen Nachricht wissen, wie es für euch gelaufen ist. Solltet ihr noch unsicher sein, meldet euch bei mir. Ich unterstütze euch gerne 🙂

Ich wünsche euch viel Erfolg!

Eure Kimi

Kim über KimiB.Good – Episode “Null”

Produzentin Kim bei der Aufnahme eines Podcasts

Darf ich vorstellen: KimiB.Good

Der Kanal mit den guten Nachrichten, rund um’s Thema Nachhaltigkeit.

Das kommt heraus, wenn man den Klassiker von Chuck Berry “Johnny B Goode”, ein paar Jahre Erfahrung im Bereich Kommunikation, Spass an der Produktion von Podcasts und Artikeln, grosses Interesse am Thema Nachhaltige Entwicklung, eine gute Portion Neugier und das Bedürfnis nach guten Nachrichten in einem Konzept zusammenmischt.

Hier geht’s zum Podcast

In dieser Episode “Null” stelle ich mich und meinen Kanal KimiB.Good vor. Warum mache ich das überhaupt? Was bewegt mich dazu? Was will ich damit erreichen? Hört es euch an und gebt mir euer Feedback als Kommentar oder E-Mail.

Viel Spass beim Zuhören!

Mit freundlicher Unterstützung der Swiss Sustainability Challenge der FHNW konnte ich ein Video aufnehmen, das mein Projekt vorstellt. Zu diesem Zeitpunkt war das Konzept zwar noch nicht spruchreif aber das Video möchte ich euch nicht vorenthalten.

Viel Spass beim Zuschauen!

Eure Kimi

Ihr wollt direkt mehr? Dann hört euch die 1. Episode von KimiB.Good “Is’ doch alles Müll – I beg to differ!” an.

Is’ doch alles Müll. I beg to differ – KimiB.Good #1

Hier gehts zum Podcast

Deckel auf, Zeug rein, Deckel zu und gut is’. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn.

Das war eigentlich immer meine Art meinen Abfall zu beseitigen. Egal, was wo rein kommt, Hauptsache ich bin es los. Das geht vielen so. Warum sollte man sich auch Gedanken um seinen Müll machen? Man hat ja sowieso genug um die Ohren.

Es gibt allerdings gute Gründe sich vielleicht doch ab und an zu fragen, wie sinnvoll das “aus den Augen aus dem Sinn”-Motto ist.

Das Problem ist nämlich: Der Abfall ist vielleicht aus dem Sinn, wird aber nicht einfach vom Erdboden verschluckt.

Zunächst ein paar Fakten

Damit wir einschätzen können, über welche Dimensionen wir sprechen, brauchen wir ein bisschen Grundwissen:

Laut Swiss Recycling, 2016, produzierten wir in der Schweiz 730 kg Abfall pro Einwohner und Jahr, bzw. 2 kg Abfall pro Einwohner und Tag. Mein erster Gedanke hierzu:

Das ist ein ganz schön grosser Haufen Müll, von dem wir da sprechen.

Aber was sind die besagten guten Gründe, warum ich mich daran überhaupt stören sollte? Der Abfall wird doch einfach verbrannt. Das stimmt, allerdings nur zum Teil.

Da die Deponierung von brennbaren Abfällen seit dem Jahr 2000 in der Schweiz verboten ist, werden ca. 54% des Kehrichts recycelt, der Rest wird in Verbrennungsanlagen, sogenannten Kehricht-Verwertungs-Anlagen, kurz KVAs, verbrannt. (Quelle: Swiss Recycling)

Die dadurch gewonnene Wärme wird zu Heizzwecken oder Stromerzeugung genutzt und liefert ca. 2 % der Gesamtenergie der Schweiz.

Durchschnitts-Kehrichtsack Quelle: BAFU, 2014

Also eigentlich eine runde Sache. Wenn man sich den oben abgebildeten Durchschnitts-Kehrichtsack aber noch mal genauer anschaut, merkt man, dass in unserem Haushaltsabfall leider auch viele Stoffe enthalten sind, die recycelt werden könnten und dann wieder für die Produktion neuer Produkte zur Verfügung stehen würden.

Warum sollte man überhaupt trennen, wenn die Verbrennung doch Wärme und Strom liefern? Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Im Sommer benötigen wir weitaus weniger Wärme, der Abfall-Berg bleibt aber auch immer Sommer gross. (Die durch das Verbrennen gewonnene Wärme bleibt also ungenutzt)
  • Auch wenn neben der Wärme noch Strom (vor allem im Sommer) erzeugt werden kann, sind die thermodynamischen Prozesse in jeder KVA begrenzt. Der Rest ist immer Abwärme, die auch limitiert genutzt werden kann.
  • In modernen Verwertungsanlagen kann durch Absorber-Technik aus der Wärme auch Kälte erzeugt werden. Es sind allerdings lang nicht alle KVAs auf dem gleichen technischen Stand und weisen zum Teil erhebliche Unterschiede in der energetischen Nutzung auf (KVA für Basel hoch mit 75%).
  • Je nach verwendeter Technik in einer KVA können wiederverwendbare Wertstoffe wie Metall (zum Beispiel die kleinen Zacken von Reissverschlüssen) nicht aus den Rückständen herausgefiltert werden. (Die nicht verwerteten Stoffe) werden deponiert, bis eine geeignete Technik gefunden (wird).
  • Wenn z.B. Karton in der KVA verbrannt wird, kann daraus weit weniger Engerie erzeugt werden, als die Herstellung von neuem Karton benötigt. Somit geht in der Gesamtrechnung Energie verloren.
  • Generell gilt: Je höher der Heizwert eines Materials ist, desto weniger Abfall kann verbrannt werden, da jede KVA sozusagen ein Heiz-Limit besitzt. Dies ist vor allem durch den sehr hohen Heizwert von Kunststoff eine aktuelle Herausforderung, da immer mehr Kunststoff in unserem Abfall landet.

    Aus alt mach neu. Das schont die Umwelt und den Geldbeutel

Materialien wie Glas, Papier, Karton, Holz und Metalle können aufbereitet und wieder für die Produktion neuer Produkte verwendet werden.

Denn die meisten von uns zahlen für ihre Abfallsäcke und wenn die nicht mit Abfällen gefüllt werden, die man separat entsorgen kann, spart das Platz und man benötigt deutlich weniger Abfallsäcke.

Ein gutes Beispiel ist der Sammelsack für Plastikabfälle wie Lebensmittelverpackungen, Shampooflaschen und Tragetaschen oder auch das gratis Rücknahmesystem vom Detailhandel (z.B. Coop und Migros) für Plastikflaschen wie Putzflaschen und Shampooflaschen.

Bevor ich diesen Beitrag geschrieben habe, wusste ich nicht, dass es extra Sammelsäcke für Plastikabfall gibt. Während meiner Recherche habe ich mich dann allerdings gefragt: Wo ist der Vorteil, wenn ich auch für diese Säcke etwas zahlen muss?

Hier gibt es mehrere Punkte, die zu berücksichtigen sind:

  • Reduzierte Kehrichtvolumen und damit Einsparungen beim Kehrichtsack
  • 2,83 kg COentstehen beim Verbrennen von 1 kg Kunststoff, weshalb Plastik gerade aus CO2 nicht verbrannt werden sollte
  • 1 kg Recyclingkunststoff spart bis zu 3 Liter Rohöl und reduziert damit die Ölförderung
    (Quelle: sammelsack.ch)

So viel zu den Fakten. Natürlich gibt es hierzu noch viel viel mehr zu sagen (und Faktenliebhaber können sich in den unten stehen Links richtig austoben) noch In den unten stehenden Links findet ihr noch weitere, lesenswerte Fakten.

Wer von Mythen fasziniert ist, kommt nun auf seine Kosten

Gehen wir also nun von den Fakten zu den Mythen. Abfall-Mythen gibt es viele. Ich möchte hier die gängigsten Mythen zusammenfassen und aufklären.

Abfallsäcke werden in den Kehrichtverwertungsanlagen (KVAs) vor der Verbrennung sortiert.

Das stimmt nicht. Die Säcke werden unsortiert verbrannt. Somit werden alle Stoffe, auch die, die nicht in den Kehrichtsack gehören, verbrannt.

Das braune, grüne und weisse Altglas wird zusammen eingeschmolzen.

Nope. Vor allem bei braunem und weissem Glas dürfen keine anderen Fremdfarben mit eingeschmolzen werden. Grünes Glas ist weniger heikel, daher können hier auch rotes oder blaues Glas eingeworfen werden.

Altmetall im Kehrichtsack ist kein Problem, da man es aus den Verbrennungsrückständen der KVA zurückgewinnen kann.

Das ist falsch. Es ist zwar technisch möglich, jedoch ist nicht jede KVA auf dem gleichen technischen Stand. Es ist sinnvoller, das Altmetall separat zu sammeln, da die Qualität des Altmetalls beim Verbrennungsprozess in einer KVA stark vermindert wird. Es kann sogar sein, dass grosse Altmetallstücke den Verbrennungsofen beschädigen.

In der PET-Getränkeflaschen-Sammlung kann ich auch andere PET-Produkte entsorgen.

Lieber nicht! Behälter wie Essig- oder Waschmittelflaschen haben zwar auch das Logo mit dem Preildreieck und der Ziffer 01, sollten aber keinesfalls bei Getränkeflaschen-PET-Sammlungen eingeworfen werden. Oder wollt ihr aus recycelten PET-Flaschen trinken, die durch Waschmittel oder Essig verunreinigt wurden? Bitte entsorgt diese Behälter im Einwurf für “Plastikflaschen” bei speziell dafür vorgesehene Sammelstellen. Danke!
(Wenn wir gerade bei den zu recycelten PET-Flaschen sind:) Noch ein Wort zu recycelten PET-Flaschen: (Entgegen der Meinung einiger, sind sie) sind nicht minderwertig. 63% der gesammelten PET-Falschen werden wieder zu PET-Flaschen mit exakt gleicher Qualität. Der Rest wird zu Verpackungsmaterial, Textilien oder Füllstoffen.

Wenige Batterien im Kehrichtsack stellen kein Problem dar.

Trugschluss. Schon wenige Batterien können toxische Schwermetalle wie Kadmium oder Blei in die Umwelt freisetzen. Das kommt gar nicht gut. Zudem weisen Batterien und Akkus einen hohen Anteil an wieder verwertbaren Materialen auf. Gibt man sie an den weit verbreiteten Sammelstellen zurück, bleiben wertvolle Ressourcen erhalten. Übrigens: Jede Verkaufsstelle von Batterien ist zur Rücknahme verpflichtet.

Einer meiner Lieblinge: Kommt die KVA nicht auf die nötigen Temperaturen, werden PET-Flaschen, Holz oder sogar Heizöl zur Verbrennung hin zugegeben.

Oh no! Wirklich nicht. Der Kehrichtabfall reicht absolut aus, um auf die nötigen Temperaturen zu kommen. Es ist sogar so, dass durch den hohen Heizwert von Kunststoff, der immer mehr Volumen unseres Abfallsacks einnimmt, weniger Müll in einem Durchlauf verbrannt werden kann, da der Heizwert die Verbrennung in jeder KVA limitiert. Sprich, je höher der Heizwert, desto weniger Müll kann auf einmal verbrannt werden.

Meinen Abfall kann ich auch einfach im Cheminée verbrennen.

Tu’ das nicht! Zwei gute Gründe, die man nicht gross erklären muss: Sau gesundheitsschädlich und super illegal.

Mein Fazit dazu: Es ist eben nicht alles einfach Müll

Wenn ich vor diesem Beitrag an Müll gedacht habe, war das eine simple Sache. Das Zeug muss weg. Punkt. Jetzt ist mir klar: Das Thema ist unglaublich komplex und es lohnt sich für mich und meine Umwelt, den ein oder anderen Gedanken an Müll zu verschwenden. Für mich kommt eine radikale Umstellung auf Zero Waste von heute auf morgen, wie bei Jessi im Podcast zu diesem Beitrag, eher nicht in Frage. Es gibt aber auch die Möglichkeit step-by-step seinen Beitrag zu leisten.  Die Die “5R” der Abfallreduktion

geben einem wertvolle Tipps, wie man seinen Müllberg möglichst klein halten kann. Und was ich so aus den Interviews herausgehört habe, kann einem diese Herausforderung richtig Spass machen. Es lässt einen manche Dinge, wie z.B. wieder mal auf dem Markt Gemüse und Co. einkaufen, bewusster und mit mehr Zeit erleben.

Um Martin aus dem Podcast zu diesem Beitrag zu zitieren:

“Man muss es erlebt haben, um zu wissen, wie viel es einem geben kann.”

Also, einfach mal ausprobieren! Ich werd’s machen.
Eure Kimi

 

Weitere Infos zum Thema: