Geschenke-Tausch: Soziale Gerechtigkeit und Umweltvorsorge kinderleicht

Die Weihnachtszeit sollte besinnlich sein. Ruhe, Zeit mit der Familie und anderen Freude schenken, in welcher Form auch immer, sollten im Vordergrund stehen. Doch wir alle wissen: Oft reduziert sich die vorweihnachtliche Zeit auf das hektische Suchen nach Geschenken. Konsum nimmt überhand und Themen wie soziale Gerechtigkeit und Umweltvorsorge rücken eher in den Hintergrund.

Mit Geschenke-Tausch gegen unnötigen Konsum

Dem wirkt die Geschenke-Tausch Aktion entgegen, die durch das Arbeitslosenkomitees Basel organisiert wird. Seit dem 10. November können Kinder von 3 bis 10 Jahren gut erhaltene Spielsachen abgeben und erhalten einen Bon, der sie zur Teilnahme an der Tausch-Aktion berechtigt.


Spielzeug-Abgabe
ab 18. November Kindernäscht
Gerbergasse 14
Montag-Freitag 8-18 Uhr
Samstag 9-16 Uhr

Spielzeugabgabe
offenen Kirche Elisabethenstrasse 14
Mittwoch 20. und 27. November
Mittwoch 4. und 11. Dezember
Jeweils von 14-17 Uhr


Am 4. und 11. Dezember sind also die nächsten Geschenk-Tausch-Tage: In der offenen Kirche Elisabethen in Basel können sich die Kinder ein anderes neuwertiges, gebrauchtes Spielzeug aussuchen. Der Überschuss an Spielsachen wird an Kinder aus ärmeren Verhältnissen verteilt. Jährlich kommen so rund 350 Kinder in den Genuss eines Geschenks. Mehr Informationen zur Aktion gibt es auf der Website der Geschenke-Tausch-Aktion.

Kinder bei der Geschenke-Tausch Aktion in Basel
Quelle: http://geschenktauschaktion-bs.ch/getausch/index.php/Main/HomePage

Lernen was ausgleichende Gerechtigkeit bedeutet

Die Aktion bringt nicht nur Freude an einem neuen Spielzeug, das die Kinder entdecken können, sondern es ermöglicht soziales Lernen und zeigt den Kindern, was ausgleichende Gerechtigkeit bedeutet. Zudem werden die Spielsachen erneut wertgeschätzt und nicht einfach entsorgt, wenn sich die Kinder nicht mehr dafür interessieren.

Win-win-win

Die Aktion ist also ein Win-Win-Win Situation: Die teilnehmenden Kinder haben Freude an einem neuen, gebrauchten Spielzeug und erfahren was es heisst etwas Gutes, im sozialen und ökologischen Sinne, zu tun. Kinder aus ärmeren Verhältnissen wird eine vorweihnachtliche Freude gemacht und die Umwelt profitiert durch weniger Abfälle.

So rückt der teils übermächtige Konsum in den Hintergrund und das Schenken von Freude und Wertschätzung wieder in den Vordergrund.

Eine wunderbare Idee, die wir Erwachsenen vielleicht auch für uns entdecken können…

Mehr Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit, nachhaltigen Konsum und viele andere spannende Themen findet ihr auf der Umweltagenda Basel.

Viel Spass beim Geschenke-Tausch und ein frohes, besinnliches Fest!
Eure Kimi

Mobilisieren will gelernt sein

Ohne Freiwilligenarbeit geht bei Nichtregierungsorganisationen im Umweltbereich nichts. Doch wie mobilisiert man potenzielle Helferinnen und Helfer? Ein Netzwerktreffen für ökologisch Engagierte und Interessierte aus der Region Basel vom 6. November 2019 gab Tipps für ein erfolgreiches Vorgehen, machte Mut für Kooperationen und ermöglichte das direkte Gespräch mit anderen Umweltaktiven.

Text und Fotos von Pieter Poldervaart

«Gohts no?!»

Ob empört ausgerufen oder für sich gedacht, dieser Aufschrei steht häufig am Anfang einer Umweltinitiative. Es können Fluglärm, ungenügende Abfalltrennung oder Energieverschleiss sein, meist braucht es Emotionen, damit jemand aktiv wird. Das machte auch Martin Diethelm deutlich. In seinem Referat anlässlich des Netzwerktreffens, zu dem das Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt, die Quartierkoordination Gundeldingen sowie die Stadtteilsekretariate Kleinbasel und Basel-West am 6. November ins Kleine Klingental eingeladen hatten, betonte er, wie wichtig der «Faktor Herz» beim Mobilisieren ist. Diethelm muss es wissen, beschäftigt er sich als Gründer der Firma Kampagnenforum doch seit bald 20 Jahren mit der Frage, wie sich Empörung in Spenden, Unterschriften oder eine Demo-Teilnahme ummünzen lässt.

Blanca Hernández, Birsmattehof

Ich habe gesehen, wie wichtig ein systematisches Vorgehen ist, wenn man neue Menschen ansprechen oder eine Kampagne aufziehen will. Zudem gab es bei den Instrumenten mehrere Aspekte, die wir so noch nie auf dem Radar hatten.

AIDA und noch mehr Systematik

Nach wie vor gültig ist das AIDA-Modell als Werbewirkungsprinzip: Am Anfang müsse Aufmerksamkeit (Attention) erzeugt werden, dann das Interesse (Interest) geweckt und der Wunsch (Desire) nach einer Änderung hervorgerufen werden, was am Schluss im besten Fall zu einer Handlung (Action) führe. Diethelm ergänzte noch den Begriff Befriedigung (Satisfaction): Im Idealfall führt beispielsweise eine Spende oder die Teilnahme an der Pflanzung einer Hecke auch zur Befriedigung, die wiederum Voraussetzung für ein längerfristiges Engagement sei.

Diethelm erklärt das AIDA-Modell

Ohnehin ist Systematik ein wichtiges Element im Werkzeugkasten professioneller Mobilisierungsagenturen. So erklärte Diethelm den «Planungsstern», der zeigt, wie verschiedene Einflussfaktoren dazu führen, dass ein Anliegen langfristig zum öffentlichen Thema wird. «Besonders häufig unterschätzt wird die sogenannte soziale Grosswetterlage», meinte der Campaigner, der bei Greenpeace seine Sporen abverdient hatte. Ein Ereignis wie Fukushima habe hierzulande etwa dazu geführt, dass statt der damals geplanten zwei bis drei neuen Atomkraftwerke der Ausstieg aus der Atomwirtschaft mehrheitsfähig und eingeleitet wurde. Ein solches Möglichkeitsfenster ist derzeit auch die weltweite Klimabewegung, die mit der schulstreikenden Greta Thunberg ihren Anfang genommen hatte.

Nicolai Diamant, MacherSchaft

Mobilisieren ist ein exzellentes Thema, das bestimmt allen etwas gebracht hat. Denn sämtliche Organisationen sind auf Ehrenamtliche angewiesen. Zudem inspiriert es, so viele Menschen aus einem ähnlichen Umfeld anzutreffen.

Strategien für Junge und Expats gesucht

Als weiteres systematisches Instrument nannte Diethelm die «Ladder of Engagement», also die Strategie, potenziell interessierten Menschen Sprosse um Sprosse neue Angebote zu präsentieren, die sie immer enger in die Organisation einbinden. Denn habe man bei einer Person einmal «den Fuss drin», also das Interesse geweckt, sei es einfacher, sie um weitere Leistungen anzufragen. Den Anfang macht die Medienarbeit. Eine zweite Sprosse erklimmt man, wenn man Sympathien generiert und dank Likes auf Facebook und anderen Social Media zu neuen Adressen kommt, die man direkt anschreiben kann. «Mails sind nach wie vor das beste Tool für einen direkten Kontakt», so der Kommunikationsexperte. Mit einem Mail oder einem Newsletter könne man in regelmässigen Abständen neue Mitmachmöglichkeiten vorstellen, von der spezifischen finanziellen Unterstützung über die Teilnahme an Veranstaltungen bis zum Besuch einer Sitzung – wo die Person allenfalls persönlich angeworben werden kann. Damit sich jemand stärker auf eine Organisation einlasse, sei die Identifikation wichtig: Wenn etwa eine Texterin anbietet, sämtliche schriftlichen Dokumente des Vereins zu redigieren, ist das eine äusserst wertvolle und darüber hinaus langfristige Leistung. Als letzter Schritt kann eine so eingebundene Person vielleicht motiviert werden, selbst eine Führungsaufgabe zu übernehmen und etwa dem Vorstand beizutreten. Idealerweise arbeite der Verein aber so, dass sämtliche Angebote – ob niederschwellig oder sehr verbindlich – parallel ablaufen und damit für jede Zielgruppe die passende Möglichkeit bereitstehen.

Ein Problem ist die Tatsache, dass sich vor allem Junge nicht mehr so gern an einen Verein binden und dort langfristige Aufgaben übernehmen. Expats wiederum leben berufsbedingt nur einige Monate oder Jahre in derselben Region, haben aber womöglich durchaus Interesse und Kompetenzen, sich zu engagieren.Nach Diethelms Präsentation konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer frei zirkulieren, an sieben Flipcharts zu je einer Frage diskutieren und Antworten auf die jeweils gestellte Frage notieren. Die 45 Minuten wurden intensiv genutzt, die Gruppen mischten sich ständig neu und führten spontan zu weiteren Gesprächskreisen. In der Schlussrunde präsentierten die Betreuerinnen und Betreuer der sieben Flipcharts die Ergebnisse:

Kenne ich die Engagement-Treppe? Wenn ja, woher?

Kaum jemand kennt das oben erwähnte Mobilisierungsinstrument der «Ladder of Engagement». Zudem macht es die heutige «Instant-Gesellschaft» schwer, Menschen über Einzelaktionen hinaus an eine Organisation zu binden. Als sinnvoll erachtet wird es, die eigenen Erfahrungen aus der Vereinstätigkeit an Dritte weiterzugeben und regelmässig Feste und ungezwungene Treffen abzuhalten – lustvolles Engagement beflügelt.

Habe ich die Engagement-Treppe schon einmal angewendet, und wenn ja, mit welchem Nutzen?

Um derart systematisch zu arbeiten, braucht es gewisse Kapazitäten, die manchen Nichtregierungsorganisationen (NRO) fehlen. Ein «Haus der Vereine» könnte da Abhilfe schaffen, ebenso der Sharing-Gedanke – also Infrastruktur und Wissen mit anderen NRO zu teilen. Eine Herausforderung ist es, potenzielle Mitstreiterinnen und Mitstreiter zwar persönlich anzuschreiben, aber dennoch nicht zu aufdringlich zu wirken.

Was sind meine Strategien und Massnahmen für mehr Engagement?

Wer sich für etwas ehrenamtlich einsetzt, will den Sinn hinter dem Projekt spüren. Eine begeisternde Idee und erreichbare Ziele und Zwischenziele sind sehr wichtig. Es lohnt sich auch zu fragen, was die Freiwilligen von ihrem Mitmachen haben: Befriedigung, neue Erfahrungen oder Erlebnisse, ein Praktikum oder sogar einen wirtschaftlichen Vorteil. Allenfalls kann es sinnvoll sein, einzelne Freiwillige eng zu coachen, damit sie sich die Arbeit auch zutrauen – und so ausführen, wie es dem Verein am besten dient.

Meine Erfahrungen beim Mobilisieren: Was würde ich besser machen?

Am effektivsten ist die persönliche Ansprache: Es lohnt sich, das Anliegen im eigenen Umfeld zu thematisieren. Zu prüfen sind auch Partnerschaften: Im Vorfeld der Klimademo 2019 etwa wurden für die Velo-Sternfahrt verschiedenste Organisationen angesprochen, die auf den Routen der Sternfahrt Unterstützung boten. Wichtig ist auch, sich unter Gleichgesinnten zu vernetzen, Beispiele sind der Dachverband Naturforum Regio Basel oder die Plattform BaselWandel.
Positive Erfahrungen werden auch mit zielgruppen- und genderspezifischen Aktionen gemacht. Kleine Aktionen sind durchaus wertvoll. Schliesslich lohnt es sich, auf Multiplikatoren zu setzen, etwa Kinder, welche die Botschaft dann an ihre Eltern herantragen.

Welcher Stellenwert hat Inspiration und Engagement bei meiner Arbeit, in meiner Organisation, bei mir selbst?

Lustvoll und effizient, das sind zwei Voraussetzungen, wie gemeinsam gearbeitet werden sollte, damit das Mitmachen Spass macht. Denn Verbissenheit lässt die Strahlkraft auch von wichtigen Botschaften verblassen. Nötig sind natürlich auch Kompetenzen, zudem bekannte Gesichter, die sich öffentlich mit der Botschaft identifizieren, und schliesslich die Authentizität, mit der die Botschaft vertreten wird. Auch diese Diskussionsgruppe betonte, wie wichtig kleine Erfolge und ihre Kommunikation sind. Aus ihnen können grössere Erfolge wachsen, wobei die gesteckten Ziele immer erreichbar bleiben müssen.

Welche Kampagnen kenne ich und was habe ich davon noch in Erinnerung?

Ob Stop-Aids, Anti-Shell, Nestlé-tötet-Kinder oder HEKS (Wellkarton als Kinderzimmer), meist sind es Bilder, die in Erinnerung bleiben. Selbst die Gilets Jaunes zeigen, dass es das Visuelle ist, was Eindruck macht – wobei der finanzielle Aufwand minimal bleiben kann. Flotte Sprüche («Trinken mit Linken», «Im Minimum en Gummi drum») bleiben ebenfalls im kollektiven Gedächtnis haften. Ein Problem bleibt, wie die Generation der U20 bis U30, die Plakate, Zeitungen und Nachrichten häufig ignorieren, mit solchen Botschaften angesprochen werden können.

Welche Rolle haben die Medien für die Mobilisierung?

Medienarbeit muss weitergedacht werden als vor 20 Jahren. Nach wie vor sind Berichte in Radio und Zeitungen sehr wertvoll, doch auch die eigenen Newsletter, Publikationen und Webseiten müssen gepflegt werden. Als weitere Bereiche der Medien sind Social Media und Inserate zu verstehen. In Bezug auf Basel wurde geklagt, es fehle eine interessierte Medienlandschaft, welche die Themen der Vereine aufnehme – teilweise aufgrund mangelnder Kapazitäten der Redaktionen. Diese Schwachstelle kann aber auch zur Chance werden, indem gut verfasste, aktuelle Medienmitteilungen gelegentlich praktisch unverändert abgedruckt werden.

Repair | Connect | Repeat – die ReparierBar in Basel

lächelnder älterer Mann mit Werkzeug in der hand

Reparieren statt wegwerfen. So heisst die Devise der ReparierBar in Basel. Am Samstag 16. November 2019 könnt ihr von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr eure kaputten Gegenstände bei der Macherschaft, Gärtnerstrasse 46, 4057 Basel, vorbei bringen und zusehen, wie sie für euch repariert werden oder sogar selbst mit anpacken. Ohne Anmeldung. Ohne Kosten. Mit viel Wertschätzung für lieb gewonnene Gegenstände.

Das ist die ReparierBar in Basel

Seit 2014 müssen wir unser kaputtes Hab und Gut nicht mehr mühsam einsenden oder sogar wegwerfen – wir können an einem Samstag in die ReparierBar spazieren und alle möglichen kaputten Dinge dort reparieren lassen.

So funktioniert’s

Du packst deinen kaputten Gegenstand ein und kannst ohne zu wissen, was genau kaputt ist in die ReparierBar kommen. Dort kümmert sich ein handwerklich begabtes Mitglied der ReparierBar um deinen Gegenstand. Du kannst bei der Reparatur zuschauen oder sogar mithelfen. Deinen zu reparierenden Gegenstand kannst du zwar nicht vor Ort lassen und es repariert wieder abholen aber die Erfolgsquote liegt bei über 50%. Die Wahrscheinlichkeit, dass du also mit einem Gegenstand nach Hause gehst, der so gut wie neu ist, ist also gross.

Quelle: unsplash – Alexander Andrews

Ein Vorbild gegen unnötigen Konsum

Die ReparierBar ist dabei keine Konkurrenz zum qualifizierten Handwerk, sondern will unnötigen Konsum nicht weiter anheizen und einer Wegwerf-Gesellschaft entgegenwirken. Velos, Schuhe, Handys und Brillen werden nicht repariert und sollten beim Experten abgegeben werden. Alles andere kann gerne vorbei gebracht werden. Mit ihrem Reparier-Engagement ist das Team der ReparierBar auch ein Vorbild von heute für morgen. In der Umweltagenda findet ihr noch weitere spannende Infos zur ReparierBar, zu anderen Vorbildern von heute für morgen und viele Veranstaltungen und Aktionen, die sich um das Thema Nachhaltigkeit drehen.

Quelle: unsplash – neonbrand

Mehr als eine Reparatur

Die ReparierBar bietet mehr als nur Reparaturen. Man kommt mit anderen in Kontakt, tauscht Know-How aus und lernt, wie mit Materialien und Werkzeugen umgegangen wird.

Probier’ es doch einfach mal aus und komm am Samstag 16. November 2019 von 11-14 Uhr in der Macherschaft vorbei. Das Team der ReparierBar freut sich auf deinen Besuch!

Nachhaltigkeit umgesetzt: Roger von LeNa – Lebenswerte Nachbarschaft

lebenswerte Nachbarschaft in Basel durch Verein LeNa

Bei “lebenswerter Nachbarschaft” habe ich zuerst an eine Kommune oder vielleicht auch an eine Art Wohngemeinschaft gedacht. Tatsächlich steckt aber hinter LeNa eine Wohngenossenschaft, die seit 2015 ein innovatives und durchdachtes Wohnkonzept der Zukunft vorantreibt.

Ich war neugierig und habe mich mit dem Vorbild Roger, der von Anfang an bei LeNa dabei ist, getroffen.

Roger-Portmann-Workshop zur Nutzungen des LeNa-Hauses im November 2017 | Copyright: LeNa

Das Lebensraum-Konzept LeNa integriert verschiedenste Aspekte des Zusammenlebens, Menschen und Räume miteinander. Durch das Wohnkonzept, welches auf dem Westfeld in Basel im Rahmen eines von der Baugenossenschaft wohnen&mehr realisierten Neubaus bis 2023 entstehen soll, wird Menschen, die am Zusammenleben mit Austausch interessiert sind, eine nachhaltige Nachbarschaft ermöglicht. Ok, den Begriff “nachhaltige Nachbarschaft” hab’ ich gerade erfunden.

Was ich damit meine ist: LeNa macht es möglich umfassend nachhaltig zu leben. Vom Wohnraum, über die soziale Inklusion und die Ernährung, hin zur Mobilität.

Warum braucht es LeNa?

Unsere alltäglichen Strukturen machen es einem teilweise sehr schwer in vielen Facetten unseres Lebens nachhaltig zu sein. LeNa bietet neue Strukturen, die es den Bewohner_innen ermöglichen, ohne ständigen Verzicht und Einschränkungen, ein nachhaltiges und gemeinschaftliches Leben zu führen.

LeNa nimmt die Herausforderung eines ganzheitlich nachhaltigen Lebensstils an und will damit eine Lösung für unseren übermässig grossen ökologischen Fussabdruck finden, ohne diese Lösung rein auf Verzicht und Einschränkung zu reduzieren. LeNa soll nicht weniger von allem sein – LeNa soll neues Denken und neue Strukturen bringen.

Welche Strukturen denkt LeNa neu?

Strukturen, die LeNa neu denkt und umsetzen wird, beziehen sich zum Beispiel auf die Grösse unseres Wohnraums und wie intensiv wir diesen heizen müssen, auf unsere Lebensmittel, wie und wo diese produziert werden und auf unsere Fortbewegung.

Infrastrukturen werden zusammengelegt und gemeinsam genutzt. Das hat nicht nur ökologische, sondern auch soziale Vorteile. Denn nicht jeder benötigt ständig eine grosse Küche. Nicht jeder einzelne Haushalt braucht eine eigene Badewanne. Ein Raum muss nicht für immer eine einzige Nutzung zulassen, sondern kann mal Fitnessraum, mal Maler-Atelier oder Partyraum sein.

Eine Herausforderung hierbei ist das allgemeine Vorurteil, dass gemeinsam genutzte Räumlichkeiten wie Bäder oder Küchen, meist in einem schlechten Zustand hinterlassen werden, da sich keiner wirklich verantwortlich fühlt. Diese Herausforderung wird bei LeNa in die Planung miteinbezogen, doch es liegt schlussendlich auch an den Menschen, die sich für eine lebenswerte Nachbarschaft entscheiden, dieses Vorurteil zu widerlegen.

Bei LeNa wird nicht nur der ökologische Aspekt miteinbezogen, sondern der Mensch und seine Beziehungen stehen im Mittelpunkt.

Dorf-Demokratie neu entworfen

Die Bewohner sollen ihren Lebensraum selbst gestalten können. So wird bei LeNa die Nutzung der gemeinsamen Räumlichkeiten durch die Bewohner bestimmt und umgesetzt. Es gilt hierbei auch Regeln für das gemeinsame Zusammenleben selbst zu bestimmen.

Workshop zu lebenswerten Nachbarschaft
Workshop zur Nutzung des LeNa-Hauses im November 2017 | Copyright: LeNa

Effizienz gepaart mit Begegnungsmöglichkeiten

Bei LeNa geht es um Begegnungen – dann, wenn man will. Eine grosse Kantine bietet die Möglichkeit das Kochen der 77 Wohneinheiten effizient zu gestalten, sodass nicht jeder der 77 Haushalte ein eigenes Menü kochen muss, nicht 77 einzelne Kaffeemaschinen in Betrieb sein müssen und nicht 77 Personen, Familien oder Paare alleine essen müssen. Ganz nach eigenem Gusto kann man in der grossen Kantine mit den anderen Bewohnern zusammen essen, sich in eine privatere Nische zurückziehen oder das Essen mit in seine Wohnung nehmen.

LeNa-Haus Visualisierung der Hoffassade | Copyright: wohnen&mehr

Begegnungen finden bei LeNa aber nicht nur innerhalb des Wohnkonzepts statt, sondern auch nach aussen. Ein regionales Lebensmittelkonzept bietet Kooperationen mit landwirtschaftlichen Betrieben, die das frische Gemüse und Obst für alle Bewohner anliefern. Das optimiert den gesamten Prozess der Lebensmittelherstellung vom Anbau bis zum Kompost. Die Bewohner sind aber nicht nur Abnehmer der landwirtschaftlichen Produkte, sondern helfen auch bei deren Fertigung mit. Kann die Mithilfe nicht garantiert werden, wird der landwirtschaftliche Betrieb finanziell unterstützt, sodass die Produktion, trotz weniger Mithilfe gesichert ist. Stadt und Land rücken wieder näher zusammen.

Eine andere Art des Zusammenspiels von Begegnung und Effizienz zeigt sich dann, wenn sich die Lebenssituation einer Bewohnerin ändert, sie aber nicht ihr Wohnumfeld, in welchem sie gut integriert ist, verlassen möchte. Die jährliche Wohnungsbörse bietet den Tausch von Wohnungen an, ohne dass man die lieb gewonnene Umgebung verlassen muss.

Eine einfache Rechnung – die aufgeht

Um die Idee und Vorteile von LeNa zu verdeutlichen, hier ein einfaches Rechenbeispiel: Wenn jeder in seiner Wohnung 2 Quadratmeter mehr Platz benötigt, um sich zu bewegen, zum Beispiel um Sport zu machen, sind das bei 77 Haushalten schon 154 Quadratmeter, die vielleicht zweimal in der Woche benutzt werden. Wenn man diese Fläche zusammenlegt, spart man Fläche ein und kann einen 50 Quadratmeter grossen Raum zur Verfügung stellen, der von allen für Bewegung genutzt werden kann. Alleine oder gemeinsam.

Der aktuelle Stand bei LeNa

Das Vorprojekt, welches intensiv von den Mitgliedern der LeNa Genossenschaft bearbeitet wurde, wird aktuell durch die Architekten und das Planungsteam von wohnen&mehr überarbeitet, damit die Lösungen abgerundet werden und ins Budget passen. Der Baubeginn ist für das Jahr 2020 geplant und Ende 2022 soll der Bezug der Wohnungen starten.

LeNa-Haus Visualisierung der Forumfassade | Copyright: wohnen&mehr

LeNas Geschichte

LeNa besteht als Idee seit 2012 und als Genossenschaft seit 2015. Die Mitglieder waren seitdem auf der Suche nach einem Platz für ihre Idee. Die Stadt hat zu diesem Zeitpunkt die Umnutzung des Felix Platter-Areals in Basel bekannt gegeben und LeNa war so von Anfang an interessiert und involviert. Der Beginn einer wunderbaren Kooperation.

Neugierig geworden? Dann mach mit!

Auf der LeNa-Website findest du aktuelle Neuigkeiten zum Projekt und die Möglichkeit selbst ein Teil des Projekts und der Genossenschaft zu werden.

Beim LeN-Apéro, der an jedem 18. eines Monats stattfindet, erhältst du neuste Infos zum Projekt und kannst die Mitglieder kennen lernen.

Die Arbeit der LeNa-Mietglieder beruht auf dem Miliz-Prinzip. Roger arbeitet neben seinem Engagement bei LeNa in Teilzeit im Gastronomie-Bereich und schafft es Dank eines unterstützenden Umfelds sein Engagement seit Jahren aufrecht zu erhalten. Wenn auch du dich für das Projekt LeNa oder für ein anderes Projekt, welches dir am Herzen liegt, engagieren willst, gibt es immer Mittel und Wege, wie du dafür Zeit und Energie finden kannst. Wichtig ist meiner Meinung nach es nicht zu zer-denken, sondern einfach mal anfangen zu machen.

Eure Kimi

 

Weitere Informationen:
LeNa über LeNa
Neustart Schweiz
Basel Westfeld – Felix Platter Areal 

Nachhaltigkeit umgesetzt: Marie & Tilla von UP

Aktion vom Verein UP zur Genügsamkeit

Marie und Tilla arbeiten beim Verein UP und engagieren sich von Herzen für das Thema Genügsamkeit. Ich habe die beiden Vorbilder des Amts für Umwelt und Energie getroffen und sie zu ihrem Engagement und dem aktuellen Stand bei UP (Umweltplattform.ch) befragt.

Das Engagement von Marie und Tilla bei UP

Was beinhaltet das Projekt UP?

Zum einen organisieren wir von UP in verschiedenen Städten der Schweiz Pop-UP Events, die wir “Fun and Action Events” nennen. Das sind kurze, lustige, spannende und innovative Events zum Thema Nachhaltigkeit. Insbesondere widmen wir uns dabei dem Thema Genügsamkeit bzw. Suffizienz. Diese veranstalten wir, um möglichst viele Menschen für diesen Lebensstil zu begeistern und sie zum Nachdenken anzuregen, ohne aufdringlich zu sein oder ständig von Verzicht zu sprechen.

In kleineren Städten unterstützen wir auch Projekte der lokalen Bevölkerung zum Thema Nachhaltigkeit, das nennen wir Co-Creation. Wir helfen dann dabei, die Projekt-Ideen konkret umzusetzen, indem wir interessierte, motivierte Menschen zusammenbringen, sowie unser Know-How und unser Netzwerk zur Verfügung stellen. Diese Projekte fördern im Idealfall auch einen suffizienten Lebensstil in der lokalen Community. Wir sind aber sind natürlich auch anderen Nachhaltigkeitsthemen gegenüber offen, denn es ist uns wichtig, dass die Projekte von der lokalen Bevölkerung getragen werden.

In welchen Städten seid ihr mit euren Events tätig?

Wir sind in zwei grösseren und vier kleinen Städten unterwegs. Die beiden grösseren sind Basel und Zürich. Zu den kleineren Städten gehören Solothurn, Locarno und La Chaux-de-Fonds. In Davos waren wir auch lange aktiv.

Neben unseren fun&action Events zur Genügsamkeit unterstützen wir in den Grossstädten Projekte, die sonst kaum Unterstützung erhalten. In den kleineren Städten liegt der Fokus eher auf den Aufbau von konkreten lokalen Projekten.

Wer steckt hinter UP?

Wir sind ein Team aus 6 Frauen. Eine Koordinatorin, eine Kommunikationsverantwortliche und in jeder Region jeweils eine Eventmanagerin. Wir können aber unsere Events und Projektunterstützung nicht ohne die vielen Freiwilligen von UP auf die Beine stellen. Pro Stadt sind das von ca. 5-10 Personen, die sehr aktiv freiwillig mithelfen.

Wie lange besteht das Engagement?

Tilla und ich sind in Teilzeit bei UP angestellt. Tilla ist seit Februar 2018 als Eventmanagerin für Basel dabei und ich, Marie, bin als Kommunikationsverantwortliche seit Mai 2017 dabei.

Die Plattform UP gibt es seit dem Frühling 2016 und war zu Beginn ein Projekt der Umweltallianz, welches auch durch die Organisationen der Umweltallianz finanziert wurde. Seit 2018 finanzieren wir uns aus anderen Quellen von nationalen und lokalen Stiftungen und Ämter.

Wie kam es zum Engagement?

Uns beiden ist es wichtig, dass wir beruflich etwas machen, wohinter wir stehen können. Etwas mit Sinn. Der Umweltschutz liegt uns sehr am Herzen und auf der Suche nach einem Job in diesem Bereich und einer Organisation hinter der wir stehen können, sind wir beide, unabhängig, auf eine Stellenausschreibung von UP gestossen, haben uns beworben und glücklicherweise dürfen wir jetzt für UP arbeiten.

Heutige Situation

Wie läuft es heute mit dem Projekt?

Es läuft generell gut bei UP. Wir werden uns allerdings für nächstes Jahr an die Überarbeitung unserer Strategie setzen, um den Fokus von UP in Basel und Zürich wieder etwas klarer fassen zu können und unsere Energie zu bündeln, um unser wichtigstes Bestreben, nämlich Menschen für einen genügsamen Lebensstil zu begeistern, umsetzen zu können.

Wie hat sich das Projekt im Laufe der Zeit verändert?

Was wir im Laufe der Zeit gemerkt haben ist, dass der Prozess neue gute Ideen, für zum Beispiel Events, zu generieren viel Energie kostet und wir schon umgesetzte gute Ideen, die funktioniert haben, auch weiter verwenden könnten. Hier wird sich in Zukunft wahrscheinlich auch an der Ideen-Effizienz etwas ändern. Dadurch lässt sich auch die Wirkung unserer Events verstärken, was wiederum auf unser Ziel einzahlt.

Gab es in der Zwischenzeit Durchbrüche, Erfolge?

Ein Erfolg der nicht lange zurückliegt, ist das Oster-Eier-Event von Anfang Dezember. Wir haben uns auf der mittleren Brücke in Basel als Osterhasen verkleidet und mit spielerischer Konsum-Kritik die Passanten auf Eier-Suche geschickt. Die Eier enthielten Zeitgeschenke. Solche ein Zeitgeschenk konnten die Passanten dann auch aufschreiben und ihren Liebsten schenken. Ganz im Sinne der Genügsamkeit. Die Aktion war ein toller Erfolg, da wir im Zentrum des Konsums viele Menschen erreicht haben, die sich mit dem Thema Genügsamkeit sonst nicht auseinandersetzen. Die Aktion kam gut an und es haben viele Leute mitgemacht.

Wir schaffen es immer wieder mit solchen Events den Leuten bewusst zu machen, was Genügsamkeit im positiven Sinn bedeuten kann, ohne belehrend zu sein.

Aktion vom Verein UP zur Genügsamkeit
Legende: An unserem letzten Event in Basel haben Passanten an einer lustigen Ostereiersuche mitgemacht und Zeitgeschenke an ihre liebsten geschenkt. Somit haben wir sie auf positiver Weise auf das Thema Überkonsum
während der Weihnachtszeit aufmerksam gemacht.

Gab es auch Herausforderungen und Rückschläge?

Bei UP hängt, wie bei anderen Organisationen, die auf Freiwilligenarbeit aufgebaut sind, viel von einzelnen Menschen und ihrem Netzwerk ab. Verlässt eine Person, die eine stärkere Beziehung zu den lokalen Freiwilligen hat, die Organisation, kann es gut sein, dass viele Freiwillige abspringen. Das kann man nicht verhindern und man muss dann stark an den neuen Beziehungen arbeiten. Das ist immer wieder eine Herausforderung. Der Vorteil bei uns ist aber, dass wir kaum Verpflichtungen von den Freiwilligen einfordern, um sie nicht zu sehr zu belasten. Damit fahren wir sehr gut.

Wir haben auch gemerkt, dass man als Eventmanager/-in die Stadt in der man tätig ist, kennen muss und wissen muss, was die Stadt oder die Region benötigt.

Engagement als Beruf(-ung)

Beschäftigung des Vorbilds neben dem Engagement

Wir sind beide in Teilzeit angestellt bei UP. Daher sind wir in der angenehmen Position, dass wir neben der Anstellung bei UP auch noch Zeit für andere Aktivitäten und anderes Engagement haben.

Wie lässt sich das Engagement in das Leben integrieren?

Es ist eine Entscheidung, die wir getroffen haben. Eine Entscheidung sich für Dinge einzusetzen oder für etwas zu arbeiten, hinter dem wir stehen und was für uns sinnvoll ist. Das Geld, also der monetäre Lohn, spielt eine klar nachgelagerte Rolle. Es kommt also auf das eigene Wertesystem an. Will man sich effektiv und langfristig engagieren, muss man sich die Frage stellen: Ist mir soziales Engagement bzw. der Einsatz für den Umweltschutz wichtiger als langfristig nach monetärem Reichtum zu streben? Es kommt darauf an, was einem wirklich etwas wert ist.

Nachfrage Veranstaltungen des Vorbilds

Wir haben am 12. Dezember eine Food-Waste-Party in einem Vegi-Restaurant in Locarno veranstaltet. Dort haben wir mit “gerettetem” Gemüse eine Suppe für alle gekocht. Am 13. Dezember haben wir unseren ersten Event in Solothurn umgesetzt. Wir haben an einem Stand am Weihnachtsmarkt das Thema Zeitgeschenke vorgestellt und Workshops organisiert. Weitere Veranstaltungen finden Interessierte auf unserer Website oder auch auf der facebook Seite von UP.

Nachhaltigkeit umgesetzt: Esther, Samuel und die Climate Changers

Anders als bei den vorhergehenden Filmen der Reihe “Kraft der Lokalen“, “Das Wunder von Mals” mit Felix und “Zeit für Utopien” mit Aaron und Till, konnte ich diesmal direkt mit den Filmproduzenten sprechen.

Samuel, freischaffender Journalist, der sich überwiegend mit Themen in Bezug auf Umwelt und nachhaltige Entwicklung befasst, erzählte Esther, Grafikdesignerin und Filmemacherin, bei einem Mittagessen von seinem Vorhaben. Es ist 2015 und er will nach Paris, um die historische Klimakonferenz COP21 zu dokumentieren, die zu einem neuen internationalen Klimavertrag führen soll. Das Mittagessen findet zwei Wochen davor statt und Esther ist sofort Feuer und Flamme für die Idee, Samuels Vorhaben filmisch zu begleiten.

Die beiden haben nicht die offizielle Klimakonferenz innerhalb der Hallen dokumentiert, sondern die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten auf der Strasse.

Rote Rosen vor dem Eifelturm als Symbol der COP21 Bewegung

Die Klimakonferenz in den Pariser Strassen

Tausende Aktivisten, Gruppen verschiedenster Art, Workshops, Präsentationen, Flash Mobs – alles fand auf den Pariser Strassen, abseits der Diskussionen der Konferenzteilnehmer statt. Esther und Samuel zeigen in ihrem Film “The Climate Changers”, eindrucksvoll und teilweise sehr ergreifend, die Stimmen und Motive derjenigen, die Handeln und sich nicht mehr nur Gedanken machen wollen. Gedanken um ca. 26 Millionen Klimaflüchtlinge pro Jahr, gravierende ökologische Konsequenzen des Klimawandels wie Fluten, Dürren und Stürme sowie über mögliche Lösungen, die jeder Einzelne umsetzen kann.

Man hat den Eindruck, dass die Leute auf den Strassen von Paris die Dringlichkeit der Situation verstanden haben und statt nur zu diskutieren, auch handeln wollen. Und zwar jetzt.

Alle gehen auf die Strasse

Klimawandel ist schon lange kein rein ökologisches Problem mehr. Es betrifft Umwelt, Wirtschaft und Menschen in gleichem Ausmass. In diesem Zusammenhang fällt oft das Wort “Klimagerechtigkeit“.

Für Klimagerechtigkeit

Studenten, Fracking-Geschockte und –Geschädigte, Gläubige, Blogger, Journalisten, Interessierte, Engagierte, Aktivisten, Idealisten. Ihre Projekte und Motive sind so unterschiedlich, dass man kaum glauben kann, dass sie alle auf verschiedensten Wegen ein gemeinsames Ziel verfolgen und sich darüber absolut einig sind:

Für Klimagerechtigkeit sorgen und die Welt vor einer Erwärmung von über 1.5 Grad bewahren.

 

Wenn nicht wir, wer dann?

Ob “Sustaina Clause”, Zero-Waste-Aktivist aus Afrika, Ex-Politiker von den Philippinen, #muslims4climate, Gegner des Damm-Baus in Brasilien, Unterstützer der indigenen Gruppen in Indonesien oder bekannte Künstler – alle wissen um die Klima-Problematik und keiner von ihnen stellt sich überhaupt noch die Frage ob oder was man machen sollte – Lösungen müssen her.

Die Bilder, Worte und Stimmungen, die Esther und Samuel im Film “Climate Changers” festgehalten haben sind eindrücklich und motivierend. Doch im Laufe des Films kommt die Frage auf: Was bleibt davon? Wie kann diese Aufbruchsstimmung aufrechterhalten werden? Vor 3 Jahren standen alle Zeichen auf Hoffnung. Heute, kurz vor der nächsten Klimakonferenz in Polen, mit einem amerikanischen Präsident, der den Pariser Vertrag kündigen will, vielen konservativen politischen Bewegungen, die uns an eine düstere Zeit erinnern und einer Wirtschaft, die es noch nicht schafft ein langfristiges Denken zu entwickeln, machen sich Frust und Ernüchterung breit.

Für etwsa einstehen und handeln

Wenn ich so darüber nachdenke – das ist irgendwie immer so mit wichtigen Dingen. Sie fallen einem nicht in den Schoss. Man muss sich anstrengen, beharrlich sein, durchhalten. Es wird immer, in jeder wichtigen Sache unseres Lebens, Höhen und Tiefen geben. Das ist völlig normal. Wichtig ist einzig und allein nicht aufzugeben. Den Idealismus am Leben zu erhalten.

Diese – ja man könnte schon fast sagen Lebensweisheit – lässt sich auf das gesamte Leben anwenden. Auch ich muss mich immer wieder motivieren engagiert zu bleiben und mich nicht auf die faule Haut zu legen und mir dabei zu denken: “Die anderen kümmern sich schon darum.”

Es kommt darauf an, ob wir alle Climate Changers werden oder nicht

Die Euphorie von Paris mag verflogen sein, doch durch “Climate Changers” werden wir daran erinnert und bleiben motiviert. Die regionalen Bewegungen bestehen weiterhin. Esther und Samuel werden bald ein weiteres Filmprojekt abschliessen, BaselWandel wird viele weitere Projekte unterstützen, die Lebensmittelkampagne wird Kleinbauern gerechte Preise ermöglichen und der Hambacher Forst wird nicht abgeholzt.

Was einzelne Personen erreichen können, zeigen nicht nur die Vorbilder des AUE, sondern auch Esther und Samuel in ihrem nächsten Film. Die beiden haben David Höner, den Gründer von “Cuisine sans frontières” (Küche ohne Grenzen) bei seiner Arbeit in Ecuador begleitet. Sie zeigen die Zerstörung durch die Erdölindustrie im Amazonasgebiet und fragen nach möglichen Alternativen. Zugleich porträtieren sie einen Mann, der mit einer Idee, seiner Erfahrung und einem Netzwerk von lokalen Helfern Alternativen für die indigenen Gruppen vor Ort schaffen will.

“Es braucht viele kleine Teilchen, die sich bewegen, damit das Wasser zu kochen beginnt” Esther Petsche

Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich nicht durch ein Wochenende vollgepackt mit Demonstrationen, ein paar Klimakonferenzen oder vielen grossen Worten, die zu Lebensweisheiten zusammengeschmiedet werden.

Nein. So funktioniert das leider nicht.

Es ist, wie schon gesagt, nicht so einfach. Wandel ist manchmal leise, manchmal laut. Mal macht er grosse Sprünge, oft kleine Schritte. Das Wichtigste, was einen Wandel per Definition ausmacht, ist langanhaltende Veränderung. Ein langer Atem. Nicht aufgeben. An das glauben, was man tut und für was man sich einsetzt. Wenn wir das in unserem Leben durchziehen und der nächsten Generation glaubwürdig mitgeben können – dann denken ich haben wir alle eine Chance.

Um “Sustaina Clause” aus dem Film sinngemäss zu zitieren:
“Es geht um dich und das was du mit deinem Leben machst.”

Egal wofür euer Herz schlägt, bleibt dran!

Eure Kimi

Nachhaltigkeit umgesetzt: Aaron, Till und die Utopien

Zeit für Utopien bei BaselWandel

Mein zweiter Beitrag der Serie „Nachhaltigkeit umgesetzt“ bezieht sich wieder auf einen Film,   den ich zusammen mit Aaron und Till vom Verein BaselWandel im Quartiertreffpunkt Lola gesehen habe. Auch diese Filmvorführung mit anschliessender Diskussion wurde vom AUE (Amt für Umwelt und Energie Basel) organisiert. Die Filmreihe heisst “Die Kraft der Lokalen – Filme und Gespräche übe die Welt von morgen” und endet am 24. Oktober mit der letzten Vorführung, ebenfalls im Lola.

BaselWandel ist ein Netzwerk, das Begegnungen schafft. Für Leute mit Ambitionen und Projekten aus verschiedenen Kontexten, die sich austauschen und einander unterstützen wollen. Der Verein versteht sich auch als offene Plattform für die Umsetzung von Ideen, die sich auf Vernetzung, Information oder Unterstützung beziehen. Somit fördert der Verein viele kleine Utopien, die alle im Zeichen einer nachhaltigen Entwicklung stehen. Im Verein sind zurzeit ca. 80 Personen und 10 Organisationen Mitglied.

BaselWandel lässt sich gut über drei Säulen beschreiben:

  1. Vernetzung von verschiedenen Organisationen und Aussenstehenden, um Synergien und Inspiration zu schaffen.
  2. Informationsplattform, um die Öffentlichkeit über die Projekte und Organisationen zu informieren. Zu diesem Zweck gibt es bald einen neuen Webauftritt vom Verein mit Organisationsprofilen und Beschreibungen der einzelnen Projekte.
  3. Unterstützung durch Räumlichkeiten, Know-How und mittelfristig auch durch Workshops bieten.

Auf die Frage, wie die beiden ihr Engagement bei BaselWandel mit ihrem Beruf unter einen Hut bekommen, haben beide eine klare gemeinsame Antwort: Es braucht Leidenschaft und Herzblut. Ohne das wird man sich nicht dauerhaft einsetzen, da es einem kein wirkliches Anliegen ist.

Zeit für Utopien gibt es bei BaselWandel zum Beispiel jeden ersten Montag im Monat in der Müllheimerstrasse 77, 4057 Basel. Dann werden Projekte vorgestellt und in einer offenen Runde diskutiert. Man bekommt neue Inputs und kann sein Netzwerk ausbauen. Mich werdet ihr dort sicher auch demnächst treffen können ?

Weitere Veranstaltungen sind gerade in Planung. Am besten abonniert ihr den BaselWandel Newsletter oder schaut auf der BaselWandel facebook Seite vorbei, denn da läuft in naher Zukunft einiges!

Film ab! Revival der Kleinbauern

Nein, der Film philosophiert nicht über eine Welt, in der alles rosig ist und die wir wahrscheinlich nie erreichen werden. Im Gegenteil. Der Film zeigt ganz konkret, wie eine etwas utopischere, im Sinne von bessere, Welt heute schon aussieht.

Der Film beginnt mit der Geschichte einer Aussteigerin. Eine ehemalige Angestellte, die nicht mehr damit weitermachen konnte sich für einen Konzern und dessen Produkte aufzuopfern. Stattdessen stellte sie irgendwann ihr eigenes Wohl und das einer Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Sie begann einem Bauer-Ehepaar bei der Bewirtschaftung ihres Hofladens und ihrer Ziegenherde zu helfen. Sie sieht glücklich aus. Das kann natürlich täuschen. Immerhin ist es ein Film. Doch die Sätze die fallen bleiben lange in meinem Gedächtnis:

Ich will Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems.

Sie beschreibt ihre jetzige Situation nicht mit dem Wort „Verzicht“, sondern mit „innerem Reichtum“.

Der Film geht über zu weiteren Beispielen, in denen die Menschen etwas anders machen. Sich nicht vom vorherrschenden System mitreissen lassen, sondern ihr eigenes Ding durchziehen. Egal ob Ex-Angestellte aus Bayern oder knapp 3 Millionen Bewohner aus Südkorea: Sie alle unterstützen kleinbäuerliche Strukturen und sorgen für faire Preise, sodass die Kleinbauern und Fischer ihre biologischen Anbaumethoden weiter fortsetzen können. Diese fairen Preise sind vor allem dann möglich, wenn Verbraucher und Erzeuger direkt in einen Verarbeitungsbetrieb investieren – ohne Mittelsmänner/-frauen. Die Marge ist dann nämlich nicht der wichtigste Faktor, der jede Handlung bestimmt.

Zusammen leben

Nicht erst seit dem Pariser Abkommen ist einer breiteren Bevölkerung klar, dass die CO2 Reduktionsleistungen, die wir umsetzen müssen, um katastrophale Auswirkungen zu mindern, ein enormes Umdenken verlangen. Das was wir vollbringen müssen, um unsere Welt für unsere Kinder und deren Kinder zu erhalten, ist mit dem heutigen System und mit dem heute immer noch vorherrschenden Denken nicht umsetzbar.

Die Kalkbreite in Zürich zeigt eine alternative Art des Zusammenlebens, die im wahrsten Sinne des Wortes „zusammen leben“ bedeutet. Mehr gemeinschaftlicher als privater Raum, die allgemeine Ablehnung ein Auto zu besitzen und Entscheidungen, die gemeinsam für die Gemeinschaft getroffen werden. Für manche hört sich das tatsächlich nach Utopie an. Mich hat es zunächst kurz abgeschreckt. Ich mag es, mich zurückziehen zu können, keine Verpflichtungen anderen gegenüber zu haben und nicht alles immer erst diskutieren zu müssen, bevor entschieden wird. Aber darum geht es hier nicht. Es geht um Dinge, die alle betreffen. Wenn ich mir das klar mache, macht es absolut Sinn in einer Gemeinschaft zu leben. Natürlich gibt es auch hier, wie überall, Vor- und Nachteile, doch es scheint, als ob die Vorteile für die Bewohner klar überwiegen.

Wenn ich so weiter darüber nachdenke: Wie cool wäre es mit meinen besten Freunden in einem Mehrfamilienhaus oder mehreren Häusern nebeneinander zu wohnen. Da wär‘ ich sofort dabei. Man kann sich gegenseitig helfen, zusammen feiern und Projekte umsetzen – und wenn man mal die Nase voll hat, zieht man sich einfach in seine eigenen 4 Wände zurück. Wie viel einfacher es dann zum Beispiel wäre Kinder aufzuziehen… wie früher, als man noch in Familiengemeinschaften mit mehreren Generationen zusammengelebt hat.

Post-Wachstums-Ökonomie & Kooperativen

Es fallen auch komplexe Wörter im Film „Zeit für Utopien“. Zum Beispiel Post-Wachstums-Ökonomie. Eine sympathische Frau erklärt in den „heiligen Hallen“ der Frankfurter Börse, dass der Kapitalismus an sein Ende kommen wird. Sie sieht nicht aus wie ein Hippie oder ein Punk. In Ihrer Stimme liegt Sicherheit und Bestimmtheit. Sie verdeutlicht: Die Brücke zwischen Kapitalismus, der durch knappe Ressourcen keine Zukunft hat, und Post-Wachstums-Ökonomie ist zurzeit noch nicht modelliert. Noch einfacher gesagt:

Der Bremsweg ist nicht bekannt. Nur dass wir bremsen müssen weiss jeder.

Durch diese Wissenslücke entsteht Unsicherheit, denn eine Vollbremsung hätte eine sehr grosse Wirtschaftslücke zur Folge.

Eine Bewegung, die sich an vielen verschiedenen Orten zeigt, könnte den Bremsweg einleiten: Kooperativen. Im Film wird eine Teefabrik in Frankreich gezeigt, die um ihre Selbstverwaltung gekämpft und gewonnen hat, zudem begleitet man eine Mitarbeiterin von Fairphone auf ihrem Weg zu verschiedenen Kooperativen in Afrika. Diese beiden Beispiele zeigen mir: Moderne Produktionsbedingungen, in denen die Aufgaben und Umstände von oben diktiert werden, entfremden die Menschen von ihrer Arbeit.

Joachim Bauer, Neurowissenschaftler, erklärt das im Film mit dem Wort „Resonanz“.

Resonanz erfährt man, wenn man als Handwerker ein Produkt herstellt und das Ergebnis betrachtet – oder wenn Menschen kooperieren.

Kooperation ist das Schlüsselwort in diesem Film. Ob kooperiert wird, damit man mehr Selbstbestimmung im Job erlangt, man statt 30% faire 95% des Goldpreises erhält, welches im weiteren Verlauf in Smartphones eingebaut wird oder eine gemeinschaftliche Landwirtschaft aufbaut, wie die Gemeinschaft „Ochsenherz“ in Wien – Kooperation ist eigentlich unser default setting, unsere Standardeinstellung.

Menschen sind intuitiv kooperativ.

So Joachim Bauer.

Erst durch Angst und übergreifender Konkurrenz werden wir zu Egoisten. Dabei startet eine Abwärtsspirale, denn diese Rahmenbedingungen erzeugen Dauerstress und wir wissen unterbewusst, dass wir durch egoistisches Handeln die Welt ruinieren.

Das leuchtet mir ein. Ich bin keine Maschine. Du auch nicht. Wir brauchen Zufriedenheit in unserem Leben und zwar auf einer anderen Ebene als Profit.

Fazit: Her mit den Utopien!

Ohne Utopien oder Vorstellungen von Utopien und Menschen, die daran glauben und dafür kämpfen hätte es wohl nie die Abschaffung der Apartheid gegeben, keine Gleichberechtigung und auch keine Vereine wie BaselWandel.

Für Aaron ist Konsens ein guter Startpunkt für Utopien. Till stellt in seiner persönlichen Utopie den Menschen in den Vordergrund: Andere als Menschen sehen. Unabhängig von ihrer Rolle und der jeweiligen Situation.

Wir brauchen Utopien, denn dabei kann eine andere, bessere Welt entstehen.

Noch eine Chance auf „Kraft der Lokalen“

Ich würde mich freuen euch beim letzten Film der Filmreihe „Kraft der Lokalen“ zu treffen. Der Eintritt ist gratis und die Atmosphäre sehr gemütlich und inspirierend:

Mittwoch, 24.10.2018 „The Climate Changers“

Bis Mittwoch und immer schön utopisch bleiben,

Eure Kimi