Die Weihnachtszeit sollte besinnlich sein. Ruhe, Zeit mit
der Familie und anderen Freude schenken, in welcher Form auch immer, sollten im
Vordergrund stehen. Doch wir alle wissen: Oft reduziert sich die vorweihnachtliche
Zeit auf das hektische Suchen nach Geschenken. Konsum nimmt überhand und Themen
wie soziale Gerechtigkeit und Umweltvorsorge rücken eher in den Hintergrund.
Mit Geschenke-Tausch gegen unnötigen Konsum
Dem wirkt die Geschenke-Tausch Aktion entgegen, die durch
das Arbeitslosenkomitees Basel organisiert wird. Seit dem 10. November können
Kinder von 3 bis 10 Jahren gut erhaltene Spielsachen abgeben und erhalten einen
Bon, der sie zur Teilnahme an der Tausch-Aktion berechtigt.
Spielzeug-Abgabe ab 18. November Kindernäscht Gerbergasse 14 Montag-Freitag 8-18 Uhr Samstag 9-16 Uhr
Spielzeugabgabe offenen Kirche Elisabethenstrasse 14 Mittwoch 20. und 27. November Mittwoch 4. und 11. Dezember Jeweils von 14-17 Uhr
Am 4. und 11.
Dezember sind also die nächsten Geschenk-Tausch-Tage: In der offenen Kirche
Elisabethen in Basel können sich die Kinder ein anderes neuwertiges,
gebrauchtes Spielzeug aussuchen. Der Überschuss an Spielsachen wird an Kinder
aus ärmeren Verhältnissen verteilt. Jährlich kommen so rund 350 Kinder in den
Genuss eines Geschenks. Mehr Informationen zur Aktion gibt es auf der Website
der Geschenke-Tausch-Aktion.
Die Aktion bringt nicht nur Freude an einem neuen Spielzeug,
das die Kinder entdecken können, sondern es ermöglicht soziales Lernen und
zeigt den Kindern, was ausgleichende Gerechtigkeit bedeutet. Zudem werden die
Spielsachen erneut wertgeschätzt und nicht einfach entsorgt, wenn sich die
Kinder nicht mehr dafür interessieren.
Win-win-win
Die Aktion ist also ein Win-Win-Win Situation: Die
teilnehmenden Kinder haben Freude an einem neuen, gebrauchten Spielzeug und
erfahren was es heisst etwas Gutes, im sozialen und ökologischen Sinne, zu tun.
Kinder aus ärmeren Verhältnissen wird eine vorweihnachtliche Freude gemacht und
die Umwelt profitiert durch weniger Abfälle.
So rückt der teils übermächtige Konsum in den Hintergrund
und das Schenken von Freude und Wertschätzung wieder in den Vordergrund.
Eine wunderbare Idee, die wir Erwachsenen vielleicht auch
für uns entdecken können…
Mehr Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit, nachhaltigen
Konsum und viele andere spannende Themen findet ihr auf der Umweltagenda
Basel.
Viel Spass beim Geschenke-Tausch und ein frohes, besinnliches Fest! Eure Kimi
Ohne Freiwilligenarbeit geht bei Nichtregierungsorganisationen im Umweltbereich nichts. Doch wie mobilisiert man potenzielle Helferinnen und Helfer? Ein Netzwerktreffen für ökologisch Engagierte und Interessierte aus der Region Basel vom 6. November 2019 gab Tipps für ein erfolgreiches Vorgehen, machte Mut für Kooperationen und ermöglichte das direkte Gespräch mit anderen Umweltaktiven.
Text und Fotos von Pieter Poldervaart
«Gohts no?!»
Ob empört ausgerufen oder für sich gedacht, dieser Aufschrei steht häufig am Anfang einer Umweltinitiative. Es können Fluglärm, ungenügende Abfalltrennung oder Energieverschleiss sein, meist braucht es Emotionen, damit jemand aktiv wird. Das machte auch Martin Diethelm deutlich. In seinem Referat anlässlich des Netzwerktreffens, zu dem das Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt, die Quartierkoordination Gundeldingen sowie die Stadtteilsekretariate Kleinbasel und Basel-West am 6. November ins Kleine Klingental eingeladen hatten, betonte er, wie wichtig der «Faktor Herz» beim Mobilisieren ist. Diethelm muss es wissen, beschäftigt er sich als Gründer der Firma Kampagnenforum doch seit bald 20 Jahren mit der Frage, wie sich Empörung in Spenden, Unterschriften oder eine Demo-Teilnahme ummünzen lässt.
Blanca Hernández, Birsmattehof
Ich habe gesehen, wie wichtig ein systematisches Vorgehen ist, wenn man neue Menschen ansprechen oder eine Kampagne aufziehen will. Zudem gab es bei den Instrumenten mehrere Aspekte, die wir so noch nie auf dem Radar hatten.
AIDA und noch mehr Systematik
Nach wie vor gültig ist das AIDA-Modell als Werbewirkungsprinzip: Am Anfang müsse Aufmerksamkeit (Attention) erzeugt werden, dann das Interesse (Interest) geweckt und der Wunsch (Desire) nach einer Änderung hervorgerufen werden, was am Schluss im besten Fall zu einer Handlung (Action) führe. Diethelm ergänzte noch den Begriff Befriedigung (Satisfaction): Im Idealfall führt beispielsweise eine Spende oder die Teilnahme an der Pflanzung einer Hecke auch zur Befriedigung, die wiederum Voraussetzung für ein längerfristiges Engagement sei.
Diethelm erklärt das AIDA-Modell
Ohnehin ist Systematik ein wichtiges Element im Werkzeugkasten professioneller Mobilisierungsagenturen. So erklärte Diethelm den «Planungsstern», der zeigt, wie verschiedene Einflussfaktoren dazu führen, dass ein Anliegen langfristig zum öffentlichen Thema wird. «Besonders häufig unterschätzt wird die sogenannte soziale Grosswetterlage», meinte der Campaigner, der bei Greenpeace seine Sporen abverdient hatte. Ein Ereignis wie Fukushima habe hierzulande etwa dazu geführt, dass statt der damals geplanten zwei bis drei neuen Atomkraftwerke der Ausstieg aus der Atomwirtschaft mehrheitsfähig und eingeleitet wurde. Ein solches Möglichkeitsfenster ist derzeit auch die weltweite Klimabewegung, die mit der schulstreikenden Greta Thunberg ihren Anfang genommen hatte.
Nicolai Diamant, MacherSchaft
Mobilisieren ist ein exzellentes Thema, das bestimmt allen etwas gebracht hat. Denn sämtliche Organisationen sind auf Ehrenamtliche angewiesen. Zudem inspiriert es, so viele Menschen aus einem ähnlichen Umfeld anzutreffen.
Strategien für Junge und Expats gesucht
Als weiteres systematisches Instrument nannte Diethelm die «Ladder of Engagement», also die Strategie, potenziell interessierten Menschen Sprosse um Sprosse neue Angebote zu präsentieren, die sie immer enger in die Organisation einbinden. Denn habe man bei einer Person einmal «den Fuss drin», also das Interesse geweckt, sei es einfacher, sie um weitere Leistungen anzufragen. Den Anfang macht die Medienarbeit. Eine zweite Sprosse erklimmt man, wenn man Sympathien generiert und dank Likes auf Facebook und anderen Social Media zu neuen Adressen kommt, die man direkt anschreiben kann. «Mails sind nach wie vor das beste Tool für einen direkten Kontakt», so der Kommunikationsexperte. Mit einem Mail oder einem Newsletter könne man in regelmässigen Abständen neue Mitmachmöglichkeiten vorstellen, von der spezifischen finanziellen Unterstützung über die Teilnahme an Veranstaltungen bis zum Besuch einer Sitzung – wo die Person allenfalls persönlich angeworben werden kann. Damit sich jemand stärker auf eine Organisation einlasse, sei die Identifikation wichtig: Wenn etwa eine Texterin anbietet, sämtliche schriftlichen Dokumente des Vereins zu redigieren, ist das eine äusserst wertvolle und darüber hinaus langfristige Leistung. Als letzter Schritt kann eine so eingebundene Person vielleicht motiviert werden, selbst eine Führungsaufgabe zu übernehmen und etwa dem Vorstand beizutreten. Idealerweise arbeite der Verein aber so, dass sämtliche Angebote – ob niederschwellig oder sehr verbindlich – parallel ablaufen und damit für jede Zielgruppe die passende Möglichkeit bereitstehen.
Ein Problem ist die Tatsache, dass sich vor allem Junge nicht mehr so gern an einen Verein binden und dort langfristige Aufgaben übernehmen. Expats wiederum leben berufsbedingt nur einige Monate oder Jahre in derselben Region, haben aber womöglich durchaus Interesse und Kompetenzen, sich zu engagieren.Nach Diethelms Präsentation konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer frei zirkulieren, an sieben Flipcharts zu je einer Frage diskutieren und Antworten auf die jeweils gestellte Frage notieren. Die 45 Minuten wurden intensiv genutzt, die Gruppen mischten sich ständig neu und führten spontan zu weiteren Gesprächskreisen. In der Schlussrunde präsentierten die Betreuerinnen und Betreuer der sieben Flipcharts die Ergebnisse:
Kenne ich die Engagement-Treppe? Wenn ja, woher?
Kaum jemand kennt das oben erwähnte Mobilisierungsinstrument der «Ladder of Engagement». Zudem macht es die heutige «Instant-Gesellschaft» schwer, Menschen über Einzelaktionen hinaus an eine Organisation zu binden. Als sinnvoll erachtet wird es, die eigenen Erfahrungen aus der Vereinstätigkeit an Dritte weiterzugeben und regelmässig Feste und ungezwungene Treffen abzuhalten – lustvolles Engagement beflügelt.
Habe ich die Engagement-Treppe schon einmal angewendet, und wenn ja, mit welchem Nutzen?
Um derart systematisch zu arbeiten, braucht es gewisse Kapazitäten, die manchen Nichtregierungsorganisationen (NRO) fehlen. Ein «Haus der Vereine» könnte da Abhilfe schaffen, ebenso der Sharing-Gedanke – also Infrastruktur und Wissen mit anderen NRO zu teilen. Eine Herausforderung ist es, potenzielle Mitstreiterinnen und Mitstreiter zwar persönlich anzuschreiben, aber dennoch nicht zu aufdringlich zu wirken.
Was sind meine Strategien und Massnahmen für mehr Engagement?
Wer sich für etwas ehrenamtlich einsetzt, will den Sinn hinter dem Projekt spüren. Eine begeisternde Idee und erreichbare Ziele und Zwischenziele sind sehr wichtig. Es lohnt sich auch zu fragen, was die Freiwilligen von ihrem Mitmachen haben: Befriedigung, neue Erfahrungen oder Erlebnisse, ein Praktikum oder sogar einen wirtschaftlichen Vorteil. Allenfalls kann es sinnvoll sein, einzelne Freiwillige eng zu coachen, damit sie sich die Arbeit auch zutrauen – und so ausführen, wie es dem Verein am besten dient.
Meine Erfahrungen beim Mobilisieren: Was würde ich besser machen?
Am effektivsten ist die persönliche Ansprache: Es lohnt sich, das Anliegen im eigenen Umfeld zu thematisieren. Zu prüfen sind auch Partnerschaften: Im Vorfeld der Klimademo 2019 etwa wurden für die Velo-Sternfahrt verschiedenste Organisationen angesprochen, die auf den Routen der Sternfahrt Unterstützung boten. Wichtig ist auch, sich unter Gleichgesinnten zu vernetzen, Beispiele sind der Dachverband Naturforum Regio Basel oder die Plattform BaselWandel.
Positive Erfahrungen werden auch mit zielgruppen- und genderspezifischen Aktionen gemacht. Kleine Aktionen sind durchaus wertvoll. Schliesslich lohnt es sich, auf Multiplikatoren zu setzen, etwa Kinder, welche die Botschaft dann an ihre Eltern herantragen.
Welcher Stellenwert hat Inspiration und Engagement bei meiner Arbeit, in meiner Organisation, bei mir selbst?
Lustvoll und effizient, das sind zwei Voraussetzungen, wie gemeinsam gearbeitet werden sollte, damit das Mitmachen Spass macht. Denn Verbissenheit lässt die Strahlkraft auch von wichtigen Botschaften verblassen. Nötig sind natürlich auch Kompetenzen, zudem bekannte Gesichter, die sich öffentlich mit der Botschaft identifizieren, und schliesslich die Authentizität, mit der die Botschaft vertreten wird. Auch diese Diskussionsgruppe betonte, wie wichtig kleine Erfolge und ihre Kommunikation sind. Aus ihnen können grössere Erfolge wachsen, wobei die gesteckten Ziele immer erreichbar bleiben müssen.
Welche Kampagnen kenne ich und was habe ich davon noch in Erinnerung?
Ob Stop-Aids, Anti-Shell, Nestlé-tötet-Kinder oder HEKS (Wellkarton als Kinderzimmer), meist sind es Bilder, die in Erinnerung bleiben. Selbst die Gilets Jaunes zeigen, dass es das Visuelle ist, was Eindruck macht – wobei der finanzielle Aufwand minimal bleiben kann. Flotte Sprüche («Trinken mit Linken», «Im Minimum en Gummi drum») bleiben ebenfalls im kollektiven Gedächtnis haften. Ein Problem bleibt, wie die Generation der U20 bis U30, die Plakate, Zeitungen und Nachrichten häufig ignorieren, mit solchen Botschaften angesprochen werden können.
Welche Rolle haben die Medien für die Mobilisierung?
Medienarbeit muss weitergedacht werden als vor 20 Jahren. Nach wie vor sind Berichte in Radio und Zeitungen sehr wertvoll, doch auch die eigenen Newsletter, Publikationen und Webseiten müssen gepflegt werden. Als weitere Bereiche der Medien sind Social Media und Inserate zu verstehen. In Bezug auf Basel wurde geklagt, es fehle eine interessierte Medienlandschaft, welche die Themen der Vereine aufnehme – teilweise aufgrund mangelnder Kapazitäten der Redaktionen. Diese Schwachstelle kann aber auch zur Chance werden, indem gut verfasste, aktuelle Medienmitteilungen gelegentlich praktisch unverändert abgedruckt werden.
Reparieren statt wegwerfen. So heisst die Devise der ReparierBar in Basel. Am Samstag 16. November 2019 könnt ihr von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr eure kaputten Gegenstände bei der Macherschaft, Gärtnerstrasse 46, 4057 Basel, vorbei bringen und zusehen, wie sie für euch repariert werden oder sogar selbst mit anpacken. Ohne Anmeldung. Ohne Kosten. Mit viel Wertschätzung für lieb gewonnene Gegenstände.
Das ist die ReparierBar in Basel
Seit 2014 müssen wir unser kaputtes Hab und Gut nicht mehr mühsam
einsenden oder sogar wegwerfen – wir können an einem Samstag in die ReparierBar
spazieren und alle möglichen kaputten Dinge dort reparieren lassen.
So funktioniert’s
Du packst deinen kaputten Gegenstand ein und kannst ohne zu
wissen, was genau kaputt ist in die ReparierBar kommen. Dort kümmert sich ein
handwerklich begabtes Mitglied der ReparierBar um deinen Gegenstand. Du kannst
bei der Reparatur zuschauen oder sogar mithelfen. Deinen zu reparierenden
Gegenstand kannst du zwar nicht vor Ort lassen und es repariert wieder abholen
aber die Erfolgsquote liegt bei über 50%. Die Wahrscheinlichkeit, dass du also
mit einem Gegenstand nach Hause gehst, der so gut wie neu ist, ist also gross.
Quelle: unsplash – Alexander Andrews
Ein Vorbild gegen unnötigen Konsum
Die ReparierBar ist dabei keine Konkurrenz zum
qualifizierten Handwerk, sondern will unnötigen Konsum nicht weiter anheizen
und einer Wegwerf-Gesellschaft entgegenwirken. Velos, Schuhe, Handys und
Brillen werden nicht repariert und sollten beim Experten abgegeben werden.
Alles andere kann gerne vorbei gebracht werden. Mit ihrem Reparier-Engagement
ist das Team der
ReparierBar auch ein Vorbild von heute für morgen. In der Umweltagenda
findet ihr noch weitere spannende Infos zur ReparierBar, zu anderen Vorbildern
von heute für morgen und viele Veranstaltungen und Aktionen, die sich um das
Thema Nachhaltigkeit drehen.
Quelle: unsplash – neonbrand
Mehr als eine Reparatur
Die ReparierBar bietet mehr als nur Reparaturen. Man kommt
mit anderen in Kontakt, tauscht Know-How aus und lernt, wie mit Materialien und
Werkzeugen umgegangen wird.
Probier’ es doch einfach mal aus und komm am Samstag 16.
November 2019 von 11-14 Uhr in der Macherschaft vorbei. Das Team der
ReparierBar freut sich auf deinen Besuch!
Ich
habe schon einmal auf die Umweltagenda, die verschiedene Events im Bereich Nachhaltigkeit
in der Region Basel beinhaltet, und die «Vorbilder von heute für morgen» des Amt für Umwelt und
Energie aufmerksam gemacht. Heute möchte ich dir einen bestimmten Event der
Umweltagenda vorstellen, der sich für dich, deine Umwelt und den Wandel unserer
Wirtschaft richtig lohnen kann.
Eine Reise um die Welt in 90 Minuten
Am
21. Oktober hast du die Chance am Event «konsumGLOBAL» in Basel unserem Konsum
auf den Zahn zu fühlen. Das Ökozentrum zeigt dir von 18:00 – 19:30 Uhr durch verschiedene
Angebote, welche globalen Auswirkungen unser Konsum in der Schweiz hat, was
eigentlich alles in unseren Produkten drin steckt und wie du nachhaltigen
Konsum konkret umsetzen kannst.
Es gibt keine dummen Fragen, wenn es um unseren Konsum und dessen Auswirkungen geht
Der
Event besteht aus Diskussionen, Rollenspielen und drei Stationen, die in der
Stadt verteilt sind. Du lernst Konsum-Alternativen kennen und kannst unter
anderem in detektivischer Arbeit in Einzel- oder Gruppenarbeit herausfinden,
welche Inhaltsstoffe in unseren Produkten stecken.
Dein Wissen ist der Schlüssel
Um
überhaupt entscheiden zu können welche Produkte du kaufen willst, und somit
welche Form von Wirtschaft du unterstützen möchtest, brauchst du das Wissen
über die Zusammenhänge unserer globalisierten Welt und den möglichen
Alternativen.
Mit
dem Wissen, das dir der Event vermittelt, bist du gewappnet, um deine eigenen
Konsum-Entscheidungen zu treffen. Du hast es dann in der Hand – nachhaltig
konsumieren oder nicht.
Alternative Konsummöglichkeiten kannst du direkt vor Ort kennenlernen
Wer steckt dahinter?
Das Ökozentrum in Langenbruck forscht und engagiert sich seit 40 Jahren für eine nachhaltige Entwicklung. Mit verschiedenen Projekten in den Bereichen Forschung und Entwicklung, sowie Bildung und Gesellschaft deckt das Ökozentrum nicht nur ökologische, sondern auch soziale und ökonomische Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft ab. Als eines von vielen Vorbildern für die Welt von morgen bietet das Ökozentrum auch ausserhalb des Events Informationen und schulische und ausserschulische Bildungsangebote rund um das Thema Nachhaltigkeit an.
Erfahre mehr über die verschiedenen Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit, die in der Region Basel angeboten werden, in der Umweltagenda.
Zero Waste – das dürfte mit der Weile jedem ein Begriff sein. Keinen Müll verursachen ist die Devise. Eine ganz und gar nicht einfache Ambition, wo doch alles doppelt und dreifach in Plastik, andere Kunststoffe, Papier oder Karton eingepackt ist. Moni ist Mitglied der Lokalgruppe in Basel von ZeroWaste Switzerland und eines der zahlreichen Umweltvorbilder des Amt für Umwelt und Energie Basel.
Ich habe Moni nach ihrem Engagement und den Hintergründen gefragt und ein paar sehr informative Antworten erhalten. Falls ihr noch mehr zum Thema Abfall, Abfallvermeidung und Abfallverwertung wissen wollt, hört euch meinen Podcast “Is’ doch alles Müll – I beg to differ!” an.
Was steckt hinter ZeroWaste Basel?
Moni: ZeroWaste Basel ist die Lokalgruppe von ZeroWaste Switzerland in Basel. Unser Ziel ist es die Bevölkerung zu sensibilisieren und dazu zu motivieren, ihren Abfall nachhaltig zu reduzieren. Dazu organisieren wir regelmässig Treffen und Workshops.
Wie lange engagierst du dich schon bei ZeroWaste?
Moni: Seit Gründung von ZeroWaste Basel im Oktober 2016 und seit Anfang 2017 als offizielle Botschafterin.
Wie bist du auf die Idee gekommen, dich für die Reduktion von Abfall einzusetzen?
Moni: Das Thema Umweltschutz und Müllvermeidung haben mich schon lange interessiert. Kurz nachdem ich auf die ZeroWaste Bewegung gestossen bin hat sich die Gruppe in Basel gegründet und ich konnte mich dort einbringen.
Wie läuft es heute mit ZeroWaste?
Moni: Es gibt regelmässige Veranstaltungen zum Austausch, DIY-Workshops oder andere Aspekte, die ZeroWaste betreffen. Wir haben mehr als 800 Mitglieder in unsere Facebook-Gruppe und über 300 Personen haben unsere Facebook-Seite abonniert. Das zeigt uns, dass das Thema sehr aktuell ist und die Leute Informationen zu dem Thema suchen.
Wie hat sich ZeroWaste im Laufe der Zeit verändert?
Moni: Wir haben bemerkt, dass viele Teilnehmer an den Events nicht nur den Austausch suchen, sondern auch aktiv werden wollen. Deshalb haben wir vermehrt DIY-Workshops angeboten, z.B. wie man Putzmittel, Zahnpasta oder Deo selbst macht. Zusätzlich zeigen wir neu auch nicht nur wie man Müll vermeidet, sondern auch wie viel Müll tatsächlich entsteht und was damit passiert, z.B. indem wir Touren durch die Müllverbrennungsanlage in Basel organisieren.
Gab es in der Zwischenzeit bei euch bestimmte Erfolge, die ihr gefeiert habt?
Moni: Das Thema ZeroWaste und Müllvermeidung erregt immer mehr Interesse, auch durch die vielen Bilder in den Sozialen Medien von müllübersäten Stränden und Tieren, die mit Plastik im Magen verenden. Wir erhalten dadurch vermehrt Anfragen, darüber in grösserem Rahmen zu informieren und Workshops durchzuführen. Das hilft uns das Thema weiter bekannt zu machen und ein grösseres Publikum zu erreichen.
Gab es auch Herausforderungen oder Rückschläge?
Moni: Littering ist mit Sicherheit eine der grössten Herausforderungen. Vor allem im Sommer ist es ein besonders grosses Problem, da durch Littering am Rheinbord in Basel viel Müll im Fluss landet. Bisher hat noch keine Massnahme das richtig eindämmen können.
Was machst du neben deinem Engagement bei ZeroWaste?
Moni: Frisch aus dem Mutterschaftsurlaub zurück und in verschiedenen Projekten engagiert.
Wie lässt sich dein Engagement bei ZeroWaste in dein Leben integrieren?
Moni: Sehr gut. Man muss sich gut organisieren und sich auch bewusst machen, wie viel Zeit und Energie man investieren kann und möchte. Das kann sich auch durchaus ändern. Daher ist es schön, dass wir ein tolles Team sind und uns gegenseitig unterstützen.
Wo kann ich mich über eure Veranstaltungen informieren?
Moni: Auf der ZeroWaste Basel facebook Seite informieren wir über alle Veranstaltungen. Wir freuen uns immer über neue Gesichter!
Hast du einen Tipp für jemanden, der vielleicht noch nicht die nötige Motivation gefunden hat, sich in einem Bereich zu engagieren?
Moni: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das uns alle angehen sollte, um für uns, unsere Kinder, Geschwister, Nachbarn usw. eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Jeder kann mit ein paar einfachen Massnahmen etwas tun, ob es nun den CO2-Fussabdruck zu verkleinern ist, weniger Müll zu machen oder die Biodiversität zu fördern.
Bei “lebenswerter Nachbarschaft” habe ich zuerst an eine Kommune oder vielleicht auch an eine Art Wohngemeinschaft gedacht. Tatsächlich steckt aber hinter LeNa eine Wohngenossenschaft, die seit 2015 ein innovatives und durchdachtes Wohnkonzept der Zukunft vorantreibt.
Ich war neugierig und habe mich mit dem Vorbild Roger, der von Anfang an bei LeNa dabei ist, getroffen.
Roger-Portmann-Workshop zur Nutzungen des LeNa-Hauses im November 2017 | Copyright: LeNa
Das Lebensraum-Konzept LeNa integriert verschiedenste Aspekte des Zusammenlebens, Menschen und Räume miteinander. Durch das Wohnkonzept, welches auf dem Westfeld in Basel im Rahmen eines von der Baugenossenschaft wohnen&mehr realisierten Neubaus bis 2023 entstehen soll, wird Menschen, die am Zusammenleben mit Austausch interessiert sind, eine nachhaltige Nachbarschaft ermöglicht. Ok, den Begriff “nachhaltige Nachbarschaft” hab’ ich gerade erfunden.
Was ich damit meine ist: LeNa macht es möglich umfassend nachhaltig zu leben. Vom Wohnraum, über die soziale Inklusion und die Ernährung, hin zur Mobilität.
Warum braucht es LeNa?
Unsere alltäglichen Strukturen machen es einem teilweise sehr schwer in vielen Facetten unseres Lebens nachhaltig zu sein. LeNa bietet neue Strukturen, die es den Bewohner_innen ermöglichen, ohne ständigen Verzicht und Einschränkungen, ein nachhaltiges und gemeinschaftliches Leben zu führen.
LeNa nimmt die Herausforderung eines ganzheitlich nachhaltigen Lebensstils an und will damit eine Lösung für unseren übermässig grossen ökologischen Fussabdruck finden, ohne diese Lösung rein auf Verzicht und Einschränkung zu reduzieren. LeNa soll nicht weniger von allem sein – LeNa soll neues Denken und neue Strukturen bringen.
Welche Strukturen denkt LeNa neu?
Strukturen, die LeNa neu denkt und umsetzen wird, beziehen sich zum Beispiel auf die Grösse unseres Wohnraums und wie intensiv wir diesen heizen müssen, auf unsere Lebensmittel, wie und wo diese produziert werden und auf unsere Fortbewegung.
Infrastrukturen werden zusammengelegt und gemeinsam genutzt. Das hat nicht nur ökologische, sondern auch soziale Vorteile. Denn nicht jeder benötigt ständig eine grosse Küche. Nicht jeder einzelne Haushalt braucht eine eigene Badewanne. Ein Raum muss nicht für immer eine einzige Nutzung zulassen, sondern kann mal Fitnessraum, mal Maler-Atelier oder Partyraum sein.
Eine Herausforderung hierbei ist das allgemeine Vorurteil, dass gemeinsam genutzte Räumlichkeiten wie Bäder oder Küchen, meist in einem schlechten Zustand hinterlassen werden, da sich keiner wirklich verantwortlich fühlt. Diese Herausforderung wird bei LeNa in die Planung miteinbezogen, doch es liegt schlussendlich auch an den Menschen, die sich für eine lebenswerte Nachbarschaft entscheiden, dieses Vorurteil zu widerlegen.
Bei LeNa wird nicht nur der ökologische Aspekt miteinbezogen, sondern der Mensch und seine Beziehungen stehen im Mittelpunkt.
Dorf-Demokratie neu entworfen
Die Bewohner sollen ihren Lebensraum selbst gestalten können. So wird bei LeNa die Nutzung der gemeinsamen Räumlichkeiten durch die Bewohner bestimmt und umgesetzt. Es gilt hierbei auch Regeln für das gemeinsame Zusammenleben selbst zu bestimmen.
Workshop zur Nutzung des LeNa-Hauses im November 2017 | Copyright: LeNa
Effizienz gepaart mit Begegnungsmöglichkeiten
Bei LeNa geht es um Begegnungen – dann, wenn man will. Eine grosse Kantine bietet die Möglichkeit das Kochen der 77 Wohneinheiten effizient zu gestalten, sodass nicht jeder der 77 Haushalte ein eigenes Menü kochen muss, nicht 77 einzelne Kaffeemaschinen in Betrieb sein müssen und nicht 77 Personen, Familien oder Paare alleine essen müssen. Ganz nach eigenem Gusto kann man in der grossen Kantine mit den anderen Bewohnern zusammen essen, sich in eine privatere Nische zurückziehen oder das Essen mit in seine Wohnung nehmen.
LeNa-Haus Visualisierung der Hoffassade | Copyright: wohnen&mehr
Begegnungen finden bei LeNa aber nicht nur innerhalb des Wohnkonzepts statt, sondern auch nach aussen. Ein regionales Lebensmittelkonzept bietet Kooperationen mit landwirtschaftlichen Betrieben, die das frische Gemüse und Obst für alle Bewohner anliefern. Das optimiert den gesamten Prozess der Lebensmittelherstellung vom Anbau bis zum Kompost. Die Bewohner sind aber nicht nur Abnehmer der landwirtschaftlichen Produkte, sondern helfen auch bei deren Fertigung mit. Kann die Mithilfe nicht garantiert werden, wird der landwirtschaftliche Betrieb finanziell unterstützt, sodass die Produktion, trotz weniger Mithilfe gesichert ist. Stadt und Land rücken wieder näher zusammen.
Eine andere Art des Zusammenspiels von Begegnung und Effizienz zeigt sich dann, wenn sich die Lebenssituation einer Bewohnerin ändert, sie aber nicht ihr Wohnumfeld, in welchem sie gut integriert ist, verlassen möchte. Die jährliche Wohnungsbörse bietet den Tausch von Wohnungen an, ohne dass man die lieb gewonnene Umgebung verlassen muss.
Eine einfache Rechnung – die aufgeht
Um die Idee und Vorteile von LeNa zu verdeutlichen, hier ein einfaches Rechenbeispiel: Wenn jeder in seiner Wohnung 2 Quadratmeter mehr Platz benötigt, um sich zu bewegen, zum Beispiel um Sport zu machen, sind das bei 77 Haushalten schon 154 Quadratmeter, die vielleicht zweimal in der Woche benutzt werden. Wenn man diese Fläche zusammenlegt, spart man Fläche ein und kann einen 50 Quadratmeter grossen Raum zur Verfügung stellen, der von allen für Bewegung genutzt werden kann. Alleine oder gemeinsam.
Der aktuelle Stand bei LeNa
Das Vorprojekt, welches intensiv von den Mitgliedern der LeNa Genossenschaft bearbeitet wurde, wird aktuell durch die Architekten und das Planungsteam von wohnen&mehr überarbeitet, damit die Lösungen abgerundet werden und ins Budget passen. Der Baubeginn ist für das Jahr 2020 geplant und Ende 2022 soll der Bezug der Wohnungen starten.
LeNa-Haus Visualisierung der Forumfassade | Copyright: wohnen&mehr
LeNas Geschichte
LeNa besteht als Idee seit 2012 und als Genossenschaft seit 2015. Die Mitglieder waren seitdem auf der Suche nach einem Platz für ihre Idee. Die Stadt hat zu diesem Zeitpunkt die Umnutzung des Felix Platter-Areals in Basel bekannt gegeben und LeNa war so von Anfang an interessiert und involviert. Der Beginn einer wunderbaren Kooperation.
Beim LeN-Apéro, der an jedem 18. eines Monats stattfindet, erhältst du neuste Infos zum Projekt und kannst die Mitglieder kennen lernen.
Die Arbeit der LeNa-Mietglieder beruht auf dem Miliz-Prinzip. Roger arbeitet neben seinem Engagement bei LeNa in Teilzeit im Gastronomie-Bereich und schafft es Dank eines unterstützenden Umfelds sein Engagement seit Jahren aufrecht zu erhalten. Wenn auch du dich für das Projekt LeNa oder für ein anderes Projekt, welches dir am Herzen liegt, engagieren willst, gibt es immer Mittel und Wege, wie du dafür Zeit und Energie finden kannst. Wichtig ist meiner Meinung nach es nicht zu zer-denken, sondern einfach mal anfangen zu machen.
Marie und Tilla arbeiten beim Verein UP und engagieren sich von Herzen für das Thema Genügsamkeit. Ich habe die beiden Vorbilder des Amts für Umwelt und Energie getroffen und sie zu ihrem Engagement und dem aktuellen Stand bei UP (Umweltplattform.ch) befragt.
Das Engagement von Marie und Tilla bei UP
Was beinhaltet das Projekt UP?
Zum einen organisieren wir von UP in verschiedenen Städten der Schweiz Pop-UP Events, die wir “Fun and Action Events” nennen. Das sind kurze, lustige, spannende und innovative Events zum Thema Nachhaltigkeit. Insbesondere widmen wir uns dabei dem Thema Genügsamkeit bzw. Suffizienz. Diese veranstalten wir, um möglichst viele Menschen für diesen Lebensstil zu begeistern und sie zum Nachdenken anzuregen, ohne aufdringlich zu sein oder ständig von Verzicht zu sprechen.
In kleineren Städten unterstützen wir auch Projekte der lokalen Bevölkerung zum Thema Nachhaltigkeit, das nennen wir Co-Creation. Wir helfen dann dabei, die Projekt-Ideen konkret umzusetzen, indem wir interessierte, motivierte Menschen zusammenbringen, sowie unser Know-How und unser Netzwerk zur Verfügung stellen. Diese Projekte fördern im Idealfall auch einen suffizienten Lebensstil in der lokalen Community. Wir sind aber sind natürlich auch anderen Nachhaltigkeitsthemen gegenüber offen, denn es ist uns wichtig, dass die Projekte von der lokalen Bevölkerung getragen werden.
In welchen Städten seid ihr mit euren Events tätig?
Wir sind in zwei grösseren und vier kleinen Städten unterwegs. Die beiden grösseren sind Basel und Zürich. Zu den kleineren Städten gehören Solothurn, Locarno und La Chaux-de-Fonds. In Davos waren wir auch lange aktiv.
Neben unseren fun&action Events zur Genügsamkeit unterstützen wir in den Grossstädten Projekte, die sonst kaum Unterstützung erhalten. In den kleineren Städten liegt der Fokus eher auf den Aufbau von konkreten lokalen Projekten.
Wer steckt hinter UP?
Wir sind ein Team aus 6 Frauen. Eine Koordinatorin, eine Kommunikationsverantwortliche und in jeder Region jeweils eine Eventmanagerin. Wir können aber unsere Events und Projektunterstützung nicht ohne die vielen Freiwilligen von UP auf die Beine stellen. Pro Stadt sind das von ca. 5-10 Personen, die sehr aktiv freiwillig mithelfen.
Wie lange besteht das Engagement?
Tilla und ich sind in Teilzeit bei UP angestellt. Tilla ist seit Februar 2018 als Eventmanagerin für Basel dabei und ich, Marie, bin als Kommunikationsverantwortliche seit Mai 2017 dabei.
Die Plattform UP gibt es seit dem Frühling 2016 und war zu Beginn ein Projekt der Umweltallianz, welches auch durch die Organisationen der Umweltallianz finanziert wurde. Seit 2018 finanzieren wir uns aus anderen Quellen von nationalen und lokalen Stiftungen und Ämter.
Wie kam es zum Engagement?
Uns beiden ist es wichtig, dass wir beruflich etwas machen, wohinter wir stehen können. Etwas mit Sinn. Der Umweltschutz liegt uns sehr am Herzen und auf der Suche nach einem Job in diesem Bereich und einer Organisation hinter der wir stehen können, sind wir beide, unabhängig, auf eine Stellenausschreibung von UP gestossen, haben uns beworben und glücklicherweise dürfen wir jetzt für UP arbeiten.
Heutige Situation
Wie läuft es heute mit dem Projekt?
Es läuft generell gut bei UP. Wir werden uns allerdings für nächstes Jahr an die Überarbeitung unserer Strategie setzen, um den Fokus von UP in Basel und Zürich wieder etwas klarer fassen zu können und unsere Energie zu bündeln, um unser wichtigstes Bestreben, nämlich Menschen für einen genügsamen Lebensstil zu begeistern, umsetzen zu können.
Wie hat sich das Projekt im Laufe der Zeit verändert?
Was wir im Laufe der Zeit gemerkt haben ist, dass der Prozess neue gute Ideen, für zum Beispiel Events, zu generieren viel Energie kostet und wir schon umgesetzte gute Ideen, die funktioniert haben, auch weiter verwenden könnten. Hier wird sich in Zukunft wahrscheinlich auch an der Ideen-Effizienz etwas ändern. Dadurch lässt sich auch die Wirkung unserer Events verstärken, was wiederum auf unser Ziel einzahlt.
Gab es in der Zwischenzeit Durchbrüche, Erfolge?
Ein Erfolg der nicht lange zurückliegt, ist das Oster-Eier-Event von Anfang Dezember. Wir haben uns auf der mittleren Brücke in Basel als Osterhasen verkleidet und mit spielerischer Konsum-Kritik die Passanten auf Eier-Suche geschickt. Die Eier enthielten Zeitgeschenke. Solche ein Zeitgeschenk konnten die Passanten dann auch aufschreiben und ihren Liebsten schenken. Ganz im Sinne der Genügsamkeit. Die Aktion war ein toller Erfolg, da wir im Zentrum des Konsums viele Menschen erreicht haben, die sich mit dem Thema Genügsamkeit sonst nicht auseinandersetzen. Die Aktion kam gut an und es haben viele Leute mitgemacht.
Wir schaffen es immer wieder mit solchen Events den Leuten bewusst zu machen, was Genügsamkeit im positiven Sinn bedeuten kann, ohne belehrend zu sein.
Legende: An unserem letzten Event in Basel haben Passanten an einer lustigen Ostereiersuche mitgemacht und Zeitgeschenke an ihre liebsten geschenkt. Somit haben wir sie auf positiver Weise auf das Thema Überkonsum während der Weihnachtszeit aufmerksam gemacht.
Gab es auch Herausforderungen und Rückschläge?
Bei UP hängt, wie bei anderen Organisationen, die auf Freiwilligenarbeit aufgebaut sind, viel von einzelnen Menschen und ihrem Netzwerk ab. Verlässt eine Person, die eine stärkere Beziehung zu den lokalen Freiwilligen hat, die Organisation, kann es gut sein, dass viele Freiwillige abspringen. Das kann man nicht verhindern und man muss dann stark an den neuen Beziehungen arbeiten. Das ist immer wieder eine Herausforderung. Der Vorteil bei uns ist aber, dass wir kaum Verpflichtungen von den Freiwilligen einfordern, um sie nicht zu sehr zu belasten. Damit fahren wir sehr gut.
Wir haben auch gemerkt, dass man als Eventmanager/-in die Stadt in der man tätig ist, kennen muss und wissen muss, was die Stadt oder die Region benötigt.
Engagement als Beruf(-ung)
Beschäftigung des Vorbilds neben dem Engagement
Wir sind beide in Teilzeit angestellt bei UP. Daher sind wir in der angenehmen Position, dass wir neben der Anstellung bei UP auch noch Zeit für andere Aktivitäten und anderes Engagement haben.
Wie lässt sich das Engagement in das Leben integrieren?
Es ist eine Entscheidung, die wir getroffen haben. Eine Entscheidung sich für Dinge einzusetzen oder für etwas zu arbeiten, hinter dem wir stehen und was für uns sinnvoll ist. Das Geld, also der monetäre Lohn, spielt eine klar nachgelagerte Rolle. Es kommt also auf das eigene Wertesystem an. Will man sich effektiv und langfristig engagieren, muss man sich die Frage stellen: Ist mir soziales Engagement bzw. der Einsatz für den Umweltschutz wichtiger als langfristig nach monetärem Reichtum zu streben? Es kommt darauf an, was einem wirklich etwas wert ist.
Nachfrage Veranstaltungen des Vorbilds
Wir haben am 12. Dezember eine Food-Waste-Party in einem Vegi-Restaurant in Locarno veranstaltet. Dort haben wir mit “gerettetem” Gemüse eine Suppe für alle gekocht. Am 13. Dezember haben wir unseren ersten Event in Solothurn umgesetzt. Wir haben an einem Stand am Weihnachtsmarkt das Thema Zeitgeschenke vorgestellt und Workshops organisiert. Weitere Veranstaltungen finden Interessierte auf unserer Website oder auch auf der facebook Seite von UP.
Auch nach der Filmreihe des Amts für Umwelt und Energie (AUE) in Basel, “Kraft der Lokalen“, haben mich die Vorbilder des AUE nicht losgelassen. So viele Menschen, die sich in verschiedensten Bereichen engagieren, um eine nachhaltige Entwicklung voran zu treiben – da kann ich nicht anders: Ich habe mich mit weiteren Vorbildern getroffen und sie nach dem aktuellen Stand ihres Engagements gefragt und wie sie es schaffen es in ihren Alltag zu integrieren.
Dieses Mal habe ich mich anlässlich der zurzeit stattfindenden Klimakonferenz in Katowice mit Dominic vom Verein fossil-free getroffen.
Dominics Engagement bei fossil-free
Was beinhaltet das Projekt fossil-free?
Fossil-free ist ein Verein und Teil einer globalen Kampagne, die von der Umweltorganisation 350.org ins Leben gerufen worden ist. Wir sind in der Schweiz vor allem in Zürich aktiv. Ich bearbeite mit ein paar Mitstreiterinnen den Raum Basel mit besonderem Augenmerk auf die Pensionskasse Basel-Stadt.Es gibt auch noch Gruppen zum Beispiel in der Romandie.
Was ist das Ziel eures Engagements?
Wir wollen Divestment aus fossilen Brennstoffen gezielt lokal vorantreiben und auf wichtige Investoren wie Pensionskassen zugehen, um sie vom Divestment zu überzeugen. So können wir pro Region fokussiert vorgehen und dies überall auf der Welt bzw. überall dort, wo wir schon aktiv sind. Wir fordern von den jeweiligen Unternehmen oder Institutionen, dass sie ihre Investitionen in fossile Brennstoffe stoppen.
Wie kam es zu deinem Engagement bei fossil-free und seit wann bist du dabei?
Die Kampagne wurde 2012 in den USA ins Leben gerufen und ist seit 2015 weltweit aktiv.
Ich habe vor vier Jahren das Buch “This Changes Everything – Capitalism vs. The Climate” von Naomi Klein gelesen und gleichzeitig bin ich Vater geworden. Diese Kombination hat mich dazu angeregt aktiv zu werden. Ich bin dann durch 350.org auf die Divestment-Kampagne aufmerksam geworden und habe online nach Aktivitäten in der Schweiz gesucht. Auf der fossil-free Website bin ich dann auf den Klimatag, anlässlich der Pariser Klimakonferenz aufmerksam geworden und habe an diesem Anlass in Zürich die Vereinsmitglieder direkt angesprochen und gefragt, ob ich sie unterstützen kann. Seitdem bin ich dabei und kümmere mich vor allem darum, dass die Pensionskasse Basel-Stadt ihre Investments aus fossilen Brennstoffen abzieht.
Heutige Situation
Wie läuft es heute bei fossil-free in Basel?
Das Projekt läuft gut und wir sind immer wieder aktiv. Natürlich gibt es Phasen, in denen wir mal mehr und mal weniger für die Kampagne unternehmen aber das liegt in der Natur der Freiwilligenarbeit. Es gab ein Jahr, in dem etwas weniger gelaufen ist und sich die Situation für den Verein weiterentwickelt hat aber nun sind wir wieder aktiv.
Wie hat sich das Projekt im Laufe der Zeit verändert?
Es gab immer wieder Schwankungen in der Anzahl von Personen, die uns unterstützt haben aber unser Kern-Team aus drei Personen ist stabil geblieben und wir sind alle immer noch sehr motiviert und aktiv. Wir freuen uns immer über Unterstützer/-innen, auch für eine etwas kürzere Dauer.
Gab es in der Zwischenzeit Durchbrüche/Erfolge?
Ja, letztes Jahr haben wir uns an Versicherte der PKBS (Pensionskasse Basel-Stadt) gewendet und mit ihnen zusammen eine Petition auf die Beine gestellt, in der Versicherte selbst fordern, dass die PKBS aus dem Investment in fossile Brennstoffe aussteigt.
Wir haben dann eine Übergabe mit der Geschäftsführung der PKBS vereinbart und konnten uns in einem offenen Gespräch auf Augenhöhe mit ihnen austauschen, unsere Forderungen anbringen und über Divestment-Strategien diskutieren.
Ein weiteres tolles Erlebnis für mich war zu sehen, wie kurz die Wege in Basel sein können. Ich hatte Kontakt mit Politikern, die sich für das Thema einsetzen und konnte beim VPOD (Gewerkschaft für Staatsangestellte) einen Vortrag zu Divestment halten und danach wurde direkt eine Resolution verfasst, um das Thema zu unterstützen.
Gab es auch Herausforderungen oder Rückschläge?
Man muss den Druck stets hoch halten, damit sich etwas ändert. Das ist eine ständige Herausforderung, macht unsere Arbeit aber auch so wichtig. Wir agieren auch nicht alleine, sondern sind zum Beispiel Teil der Klimaallianz, in der sichviele Organisationen zusammengeschlossen haben, um den Klimaschutz in der Schweiz voranzutreiben und die sich für Divestment einsetzt. So wird der Druck aus vielen verschiedenen Richtungen aufrechterhalten. Es läuft also an den unterschiedlichsten Stellen etwas zum Thema Divestment. Unser Beitrag ist dann oft auch zu zeigen, dass die angesprochenen Organisationen/Institutionen nicht alleine sind, sondern es viele Beispiele aus unterschiedlichen Ländern gibt, welche bereits vollständig aus Investitionen in fossile Brennstoffe ausgestiegen sind (nachzulesen unter: https://gofossilfree.org/divestment/commitments/). Zudem wird die Gewichtung unserer Forderungen durch die Verbindung mit einer globalen Kampagne meist grösser.
Herausfordernd ist auch, dass die Unternehmen und Institutionen, die wir ansprechen immer auf Zeit spielen. Davon haben wir leider, was den Klimawandel betrifft, immer weniger.
Engagement als Nebenberuf(-ung)
Was machst du wenn du nicht gerade Institutionen vom Divestment überzeugst?
Ich bin Lehrer an einem Gymnasium und Vater von zwei Kindern J
Wie lässt sich freiwilliges Engagement ins Leben integrieren?
Ich würde sagen, wenn man eine Gruppe von Leuten findet, mit denen es Spass macht sich zu engagieren, dann ist es einfach das in sein Leben zu integrieren auch wenn man vollberuflich tätig ist und Familie hat. Vor allem merkt man in einer Gruppe auch, dass man gemeinsam wirklich etwas bewirken kann und vor allem schneller etwas bewegen und lösen kann. Sich in eine Gemeinschaft zu begeben, die sich einem Engagement widmet, hilft die Schockstarre zu überwinden, die man vielleicht hat, wenn man den neusten IPCC Bericht liest und einem die Dringlichkeit des Handelns bewusst wird. Zudem ist Spass beim Engagement für ein solches Thema wichtig, weil man sonst eventuell schnell frustriert ist und das Engagement nicht aufrecht erhält, was jedoch essentiell ist.
Es ist schwierig pauschal einen Tipp zu geben, wie man freiwilliges Engagement in sein Leben integrieren kann, da jeder anders ist. Ich tausche mich zum Beispiel sehr gerne mit Leuten aus, spreche aber ungern Fremde auf der Strasse an, um ihnen zum Beispiel Flyer zu geben.
Unabhängig von fossil-free haben ein paar Leute, die ich durch fossil-free kennengelernt habe den “Klimaznacht” ins Leben gerufen. Zu diesem Abendessen ist jeder herzlich willkommen und wir sprechen, wie der Name schon sagt, bei einem Abendessen über Klima-Themen und suchen nach neuen Ideen und Wegen aktiv zu werden.
Samuel, freischaffender Journalist, der sich überwiegend mit Themen in Bezug auf Umwelt und nachhaltige Entwicklung befasst, erzählte Esther, Grafikdesignerin und Filmemacherin, bei einem Mittagessen von seinem Vorhaben. Es ist 2015 und er will nach Paris, um die historische Klimakonferenz COP21 zu dokumentieren, die zu einem neuen internationalen Klimavertrag führen soll. Das Mittagessen findet zwei Wochen davor statt und Esther ist sofort Feuer und Flamme für die Idee, Samuels Vorhaben filmisch zu begleiten.
Die beiden haben nicht die offizielle Klimakonferenz innerhalb der Hallen dokumentiert, sondern die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten auf der Strasse.
Die Klimakonferenz in den Pariser Strassen
Tausende Aktivisten, Gruppen verschiedenster Art, Workshops, Präsentationen, Flash Mobs – alles fand auf den Pariser Strassen, abseits der Diskussionen der Konferenzteilnehmer statt. Esther und Samuel zeigen in ihrem Film “The Climate Changers”, eindrucksvoll und teilweise sehr ergreifend, die Stimmen und Motive derjenigen, die Handeln und sich nicht mehr nur Gedanken machen wollen. Gedanken um ca. 26 Millionen Klimaflüchtlinge pro Jahr, gravierende ökologische Konsequenzen des Klimawandels wie Fluten, Dürren und Stürme sowie über mögliche Lösungen, die jeder Einzelne umsetzen kann.
Man hat den Eindruck, dass die Leute auf den Strassen von Paris die Dringlichkeit der Situation verstanden haben und statt nur zu diskutieren, auch handeln wollen. Und zwar jetzt.
Klimawandel ist schon lange kein rein ökologisches Problem mehr. Es betrifft Umwelt, Wirtschaft und Menschen in gleichem Ausmass. In diesem Zusammenhang fällt oft das Wort “Klimagerechtigkeit“.
Studenten, Fracking-Geschockte und –Geschädigte, Gläubige, Blogger, Journalisten, Interessierte, Engagierte, Aktivisten, Idealisten. Ihre Projekte und Motive sind so unterschiedlich, dass man kaum glauben kann, dass sie alle auf verschiedensten Wegen ein gemeinsames Ziel verfolgen und sich darüber absolut einig sind:
Für Klimagerechtigkeit sorgen und die Welt vor einer Erwärmung von über 1.5 Grad bewahren.
Wenn nicht wir, wer dann?
Ob “Sustaina Clause”, Zero-Waste-Aktivist aus Afrika, Ex-Politiker von den Philippinen, #muslims4climate, Gegner des Damm-Baus in Brasilien, Unterstützer der indigenen Gruppen in Indonesien oder bekannte Künstler – alle wissen um die Klima-Problematik und keiner von ihnen stellt sich überhaupt noch die Frage ob oder was man machen sollte – Lösungen müssen her.
Die Bilder, Worte und Stimmungen, die Esther und Samuel im Film “Climate Changers” festgehalten haben sind eindrücklich und motivierend. Doch im Laufe des Films kommt die Frage auf: Was bleibt davon? Wie kann diese Aufbruchsstimmung aufrechterhalten werden? Vor 3 Jahren standen alle Zeichen auf Hoffnung. Heute, kurz vor der nächsten Klimakonferenz in Polen, mit einem amerikanischen Präsident, der den Pariser Vertrag kündigen will, vielen konservativen politischen Bewegungen, die uns an eine düstere Zeit erinnern und einer Wirtschaft, die es noch nicht schafft ein langfristiges Denken zu entwickeln, machen sich Frust und Ernüchterung breit.
Wenn ich so darüber nachdenke – das ist irgendwie immer so mit wichtigen Dingen. Sie fallen einem nicht in den Schoss. Man muss sich anstrengen, beharrlich sein, durchhalten. Es wird immer, in jeder wichtigen Sache unseres Lebens, Höhen und Tiefen geben. Das ist völlig normal. Wichtig ist einzig und allein nicht aufzugeben. Den Idealismus am Leben zu erhalten.
Diese – ja man könnte schon fast sagen Lebensweisheit – lässt sich auf das gesamte Leben anwenden. Auch ich muss mich immer wieder motivieren engagiert zu bleiben und mich nicht auf die faule Haut zu legen und mir dabei zu denken: “Die anderen kümmern sich schon darum.”
Es kommt darauf an, ob wir alle Climate Changers werden oder nicht
Die Euphorie von Paris mag verflogen sein, doch durch “Climate Changers” werden wir daran erinnert und bleiben motiviert. Die regionalen Bewegungen bestehen weiterhin. Esther und Samuel werden bald ein weiteres Filmprojekt abschliessen, BaselWandel wird viele weitere Projekte unterstützen, die Lebensmittelkampagne wird Kleinbauern gerechte Preise ermöglichen und der Hambacher Forst wird nicht abgeholzt.
Was einzelne Personen erreichen können, zeigen nicht nur die Vorbilder des AUE, sondern auch Esther und Samuel in ihrem nächsten Film. Die beiden haben David Höner, den Gründer von “Cuisine sans frontières” (Küche ohne Grenzen) bei seiner Arbeit in Ecuador begleitet. Sie zeigen die Zerstörung durch die Erdölindustrie im Amazonasgebiet und fragen nach möglichen Alternativen. Zugleich porträtieren sie einen Mann, der mit einer Idee, seiner Erfahrung und einem Netzwerk von lokalen Helfern Alternativen für die indigenen Gruppen vor Ort schaffen will.
“Es braucht viele kleine Teilchen, die sich bewegen, damit das Wasser zu kochen beginnt” Esther Petsche
Gesellschaftlicher Wandel vollzieht sich nicht durch ein Wochenende vollgepackt mit Demonstrationen, ein paar Klimakonferenzen oder vielen grossen Worten, die zu Lebensweisheiten zusammengeschmiedet werden.
Nein. So funktioniert das leider nicht.
Es ist, wie schon gesagt, nicht so einfach. Wandel ist manchmal leise, manchmal laut. Mal macht er grosse Sprünge, oft kleine Schritte. Das Wichtigste, was einen Wandel per Definition ausmacht, ist langanhaltende Veränderung. Ein langer Atem. Nicht aufgeben. An das glauben, was man tut und für was man sich einsetzt. Wenn wir das in unserem Leben durchziehen und der nächsten Generation glaubwürdig mitgeben können – dann denken ich haben wir alle eine Chance.
Um “Sustaina Clause” aus dem Film sinngemäss zu zitieren:
“Es geht um dich und das was du mit deinem Leben machst.”